Commerzbank:Eine Bank baut ab

Commerzbank-Zentrale in Frankfurt am Main

259 Meter, 56 Stockwerke: Seit bald zwanzig Jahren ist der Commerzbank-Tower das höchste Gebäude in Frankfurt. Braucht die Bank langfristig überhaupt noch so viel Platz?

(Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

In Frankfurt geht die Angst um, denn das Institut könnte noch mehr Stellen streichen als bisher geplant. In der Verwaltung gebe es 2000 Leute zu viel, sagen Insider.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Bei der Commerzbank bahnt sich ein umfangreicher Stellenabbau an. Finanzkreise bestätigten eine Meldung der Nachrichtenagentur Reuters , wonach die zweitgrößte deutschen Bank noch drastischere Sparmaßnahmen plant als bislang bekannt. Nach SZ-Informationen liegen den Arbeitnehmervertretern zwar noch keine genauen Zahlen vor. Es gilt dort jedoch als wahrscheinlich, dass mehr als die zuletzt kolportierten 1500 Arbeitsplätze wegfallen. Bislang drehten sich die Überlegungen vor allem um die Mittelstandsbank, die wahrscheinlich aufgespalten wird. Doch auch in der zentralen Verwaltung arbeiteten noch immer 2000 Leute zu viel, zitiert Reuters eine Person mit Einblick in die internen Schätzungen. Ein Sprecher der Commerzbank wollte die Informationen nicht kommentieren.

Klarheit werden die Mitarbeiter aller Voraussicht bereits Ende kommender Woche haben. Am Mittwoch und Donnerstags stimmt der Aufsichtsrat des Instituts, das immer noch zu 15 Prozent in Staatsbesitz ist, über die geplante neue Strategie der Bank ab. Diese wird dann höchstwahrscheinlich am Freitag vorgestellt. Der seit Mai amtierende neue Commerzbank-Chef Martin Zielke erhofft sich davon einen Befreiungsschlag für seine Bank, die unter geringen Renditen und einem niedrigen Aktienkurs leidet. Allein seit Zielkes Amtsübernahme im Mai ist der Börsenwert um fast 25 Prozent gefallen.

Die Commerzbank ist nicht die einzige Bank, die unter erheblichem Spardruck steht. Die gesamte Branche leidet angesichts der Dauer-Niedrigzinsen unter schwindenden Erträgen und einer zugleich deutlich aufwendigeren und teureren Regulierung. Die Suche nach Sparmöglichkeiten führt daher schnell zu den Stellenplänen. Erst vor wenigen Wochen hatte die Deutsche Bank ein umfangreiches Sparpaket verabschiedet: Insgesamt baut der Marktführer in Deutschland 4000 Arbeitsplätze ab und schließt 188 Filialen.

Auch die Commerzbank steckt schon seit langem im Dauer-Sparmodus, spätestens seitdem sie im Jahr 2013 angekündigt hatte, 5200 der damals 54 000 Stellen abzubauen. Noch immer aber schiebt das Institut im Vergleich zu anderen Banken zu hohe Kosten vor sich her. Nicht ausgeschlossen ist daher, dass auch im Privatkundengeschäft Arbeitsplätze wegfallen. Das Privatkundengeschäft ist personell die mit Abstand größte Sparte.

Klar ist aber auch: Ein umfangreicher Stellenabbau verursacht zunächst bei der Bank erst einmal Kosten, etwa für Abfindungen und andere Maßnahmen. Das aber dürfte die Konzernbilanz mindestens noch im Jahr 2016, wohl aber auch 2017 deutlich belasten.

Allein übers Sparen will die Commerzbank zudem nicht gesunden: Darüber hinaus zeichnet sich auch die Aufspaltung der Mittelstandssparte ab. Sie ist zwar nach wie vor der größte Gewinnbringer des Konzerns, schwächelt jedoch bei allen wichtigen Kennziffern. Konkret würden die Gewerbekunden - also Kleinunternehmer - der Privatkundenbank zufallen und große Unternehmen der Investmentbank. Käme es so, könnte zudem ein ganzes Vorstandsressort wegfallen.

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