Disney hat ein Problem. Mit den Produktionen "Hannah Montana" und "Highscool Musical" spricht der Entertainment-Konzern vor allem Mädchen an. Und die Jungs? Die holten sich ihre Unterhaltungs-Dosis bislang beim Rivalen Marvel. Aus dem traditionsreichen Verlag kommen Superhelden wie die X-Men, Spider-Man und Hulk.
Der Konzern war in den vergangenen Jahren neben dem Comic-Geschäft auch mit den Film-Versionen erfolgreich, die meist mehrere hundert Millionen Dollar pro Streifen einspielten.
Jetzt gehen Spider-Man und Micky Maus eine Allianz ein. Für etwa vier Milliarden Dollar wird Marvel von Disney übernommen. Damit soll der Micky-Maus-Konzern die Rechte für alle mehr als 5000 Marvel-Figuren bekommen, teilten die Unternehmen mit.
Gerade im Film-Geschäft dürfte es aber noch dauern, bis Disney von den bekanntesten Marvel-Figuren richtig profitieren kann: Der Comic-Verlag war bereits Produktions-Partnerschaften mit großen Hollywood-Studios eingegangen. Diese Kooperationen werden bis zum Auslaufen der Verträge fortgesetzt, betonte Disney.
Das bedeutet, dass die "Spider-Man"-Filme vorerst weiterhin von Sony herausgebracht werden, die "X-Men"-Streifen von dem Konkurrenten 20th Century Fox und die "Iron Man"-Fortsetzungen von Paramount.
Spider-Man im Disneyland
Eine große Chance für Disney könnte auch die Möglichkeit sein, mit den Marvel-Figuren neue Attraktionen für die Disney-Freizeitparks zu entwickeln. Marvel bekommt mit der Übernahme den Zugriff auf die Disney-Vermarktungsmaschine, mit der noch mehr Fanartikel verkauft werden können.
Marvel ist der erste große Zukauf von Disney nach dem Erwerb des Animationsstudios Pixar ("Toy Story", "Findet Nemo") von Apple-Chef Steve Jobs. Mit der Übernahme für 7,4 Milliarden Dollar in Disney-Aktien zog Jobs als Großaktionär in den Verwaltungsrat des Unterhaltungsriesen ein und die Pixar-Kreativen besetzten führende Positionen in Disneys Trickfilmsparte.
Für die Marvel-Aktionäre bedeutet das Angebot im Wert von 50 Dollar je Anteilsschein einen Aufpreis von mehr als 29 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Sie sollen pro Marvel-Aktie 30 Dollar in bar sowie 0,745 Disney-Aktien bekommen. Dem Deal müssen noch die Marvel-Aktionäre zustimmen. Der bisherige Marvel-Chef Ike Perlmutter soll die Comic-Verlag auch im Disney-Konzern weiterbetreuen.