City BKK:Erst die Pleite, dann das Chaos

Überfordert von der eigenen Pleite: Mitarbeiter anderer Krankenkassen müssen der City BKK helfen, Berge unbearbeiteter Post zu bewältigen. Viele Anträge sind liegengeblieben, Versicherte sollen wochenlang auf Rollstühle gewartet haben.

Krankenkassen müssen funktionieren. Niemand, der einen Rollstuhl oder eine Kur braucht, kann wochenlang darauf warten. Genau das passiert aber derzeit angeblich den Kunden der City BKK. Weil die Mitarbeiter des pleitegegangenen Versicherers mit den vielen Anfragen der verbliebenen Mitglieder überfordert sind, müssen jetzt Mitarbeiter anderer Kassen helfen, berichtet die Zeitung Die Welt.

Berge von unbearbeiteter Post sind zu bewältigen, die City-BKK-Angestellten kommen nicht mehr hinterher. "Es gibt in vier Leistungsbereichen Rückstände bei der Bearbeitung", sagte Vorstand Oliver Reken. Um das aufzuholen, müssten ab dieser Woche 43 Mitarbeiter von anderen Krankenkassen aushelfen.

Die City BKK steht unter Zeitdruck: Das Bundesversicherungsamt schließt die Kasse zum 1. Juli. Mit den externen Helfern soll das gelingen. Reken sagte: "Bis zum 30. Juni sollen alle unbearbeiteten Leistungsanträge erledigt sein." Von ehemals 130.000 Kunden hätten bereits 100.000 in eine andere Kasse gewechselt.

Schuld an der Überlastung der City-Bkk-Mitarbeiter seien die anderen Versicherer, sagte Reken. "Hätten alle anderen Kassen unsere Versicherten ohne Verzögerung aufgenommen, wäre das Problem nicht so groß." Die Kundenberater hätten viel mehr Telefonanrufe von Versicherten beantworten müssen als sonst. Deshalb sei wenig Zeit für die Bearbeitung von Anträgen geblieben. Viele ehemalige City-BKK-Versicherte waren von anderen Kassen abgewiesen worden - obwohl im Sozialgesetzbuch klar steht, die Kasse "darf die Mitgliedschaft nicht ablehnen". Selbst Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr sah sich zu einer Warnung gezwungen. Er nannte das Verhalten der anderen Kassen "unerhört" und "rechtswidrig".

"Unser Ziel ist es, dass alle Kunden bis zum 30. Juni eine neue Kasse gewählt haben", sagte er. Die Mitglieder, die zum 1. Juli noch immer nicht gewechselt hätten, müssten sich keine Sorgen um ihren Versicherungsschutz machen. Wer dann zum Arzt gehe, für den werde die City BKK Körperschaft in Abwicklung bezahlen. Sie hole sich das Geld später von der Kasse, in die das jeweilige Mitglied wechsele. Zwischenzeitlich war befürchtet worden, dass Kunden, die in den ersten Juliwochen noch bei der City BKK versichert sind, mit ungültigen Kassenkarten beim Arzt stehen würden.

Die Pleite der City BKK hat vor allem zwei Gründe: Der Zusatzbeitrag von 15 Euro, den die Kasse seit 1. Januar erhebt, hatte die Kunden in Scharen vertrieben. Außerdem war die Kasse überaltert: Sie hatte zu wenige junge, gesunde Mitglieder, die einzahlten, aber wenig Leistungen in Anspruch nahmen. Auch eine Finanzspritze in Höhe von 41 Millionen Euro von der Gemeinschaft der Betriebskrankenkassen konnte die City BKK nicht mehr retten. Anfang Mai gab die City BKK ihre Pleite bekannt.

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