Cisco-Chef Chambers:"Deutschland kann weltweit führend sein"

  • Deutschlands Wirtschaft könne von der Digitalisierung profitieren, sagte Cisco-Chef John Chambers der Süddeutschen Zeitung. Alle Firmen würden auf Dauer Technologiekonzerne.
  • Der Netzwerkanbieter Cisco hat 75 000 Mitarbeiter und setzt im Jahr 47 Milliarden Dollar um.

Interview von Caspar Busse

Der Chef des amerikanischen Netzwerkausrüsters Cisco, John Chambers, glaubt, dass Deutschland bei der künftigen Entwicklung des Internets eine führende Rolle spielen kann: "Deutschland ist heute in einer einzigartigen Position, die Industrie ist besonders innovativ", sagte Chambers der Süddeutschen Zeitung. Deutschland könne "weltweit führend werden" beim Internet of Everything, also bei der vollständigen Vernetzung aller Prozesse, was in Deutschland auch als Industrie 4.0 bezeichnet wird.

"Nach unseren Berechnungen kann Deutschland in den kommenden zehn Jahren von der konsequenten Wende hin zur Industrie 4.0 mit etwa 700 Milliarden Euro Wertschöpfung profitieren. Das wäre ein zusätzliches Wachstum der Volkswirtschaft von zwei Prozent pro Jahr, und zwar zehn Jahre lang. Das würde das Leben jedes Einzelnen ändern", betonte Chambers. "Deutschland hat das Zeug, das erste große digitale Land zu werden. Das Land hat die industrielle Kreativität dazu", sagte der Cisco-Chef weiter. "Das heißt aber auch: Die Traditionsunternehmen müssen sich alle neu erfinden, es wird sich alles ändern mit den neuen Technologien und der völligen Vernetzung. Am Ende werden alle Firmen zu Technologieunternehmen."

Besorgnis über NSA-Affäre

Cisco ist mit 75 000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 47 Milliarden Dollar Umsatz der größte Netzwerkanbieter der Welt. Chambers führt die Firma seit 19 Jahren. Er glaubt, dass mittelfristig in der Branche nur drei große Anbieter übrig bleiben werden, Cisco soll dazu gehören. Zur starken Konkurrenz aus China, zum Beispiel Huawei, sagte er: "Viele haben gesagt, die Konkurrenz aus China wird uns bald zum Mittagessen verspeisen. Das ist bis heute nicht geschehen."

Besorgt ist Chambers über die Auswirkungen des Skandals mit dem US- Geheimdienst NSA. Deutschland und die USA müssten dringend ein Abkommen schließen, sagte er der Süddeutschen Zeitung. "Wir brauchen eine Übereinkunft zwischen Ihrer Kanzlerin und unserem Präsidenten. Die beiden müssen zusammenarbeiten, um Vertrauen zu schaffen", forderte Chambers und fügte an: "Es wäre sehr enttäuschend, wenn Deutschland und die USA nicht zusammenfinden würden. Denn die beiden könnten auch als internationales Vorbild dienen."

Cisco hat gerade erst die Gründung eines Innovationszentrums in Berlin bekannt gegeben. Die Kultur im Silicon Valley sei aber nach wie vor eine ganz andere. Chambers: "Es ist die Wertschätzung von Innovation. Ein Weltklasse-Ingenieur bekommt im Silicon Valley den besten Platz im Restaurant, nicht der Firmenboss oder der Politiker."

John Chambers im Wortlaut

Das vollständige Interview lesen Sie in der der Dienstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung.

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