Chronologie des Leids:Zitterpartie bei Opel

Seit drei Jahren kommt Opel nicht aus den negativen Schlagzeilen. Mal wird ein Werk geschlossen, mal fehlt das Geld, mal kommt ein Investor nicht zum Zug. Neue Milliardenverluste setzen dem Konzern zu. Opels Niedergang

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Es wird ernst: Offenbar hat der Mutterkonzern General Motors durchgespielt, was es kosten würde, den Opel-Standort Bochum zu schließen. 5200 Menschen könnten ihre Jobs verlieren. Auch das britische Werk in Ellesmere Port steht auf der Kippe. Über die Zukunft der beiden Standorte könnte der Opel-Aufsichtsrat schon in der nächsten Woche entscheiden. Schon länger gibt es Spekulation um das Werk in Bochum. Opels Zitterpartie  dauert noch länger an - sie beginnt mit der Finanzkrise. Ein Rückblick in Bildern.

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November 2008: Die Finanzkrise setzt dem Opel-Mutterkonzern General Motors arg zu. Auch in Europa brechen die Absätze ein. Vom Wachstum in Asien kann Opel nicht profitieren, weil das Unternehmen seine Modelle ausschließlich in Europa verkaufen darf. Das Opel-Management bemüht sich deshalb um Staatshilfen in Höhe von einer Milliarde Euro. Bei einem Krisentreffen mit Angela Merkel am 17. November 2008 in Berlin versuchen der Chef von General Motors Europa, Carl-Peter Forster (rechts), und der Vorsitzende der Geschäftsführung der Adam Opel GmbH, Hans Demant (links) der Kanzlerin zu erklären, weshalb sie Staatshilfen brauchen.

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(Foto: Getty Images)

Ohne General Motors kommt der Erfolg zurück, glauben viele Opelaner. Ende Februar 2009 präsentiert der Opel-Aufsichtsrat ein Sanierungskonzept. 3,3 Milliarden Euro benötigt das Unternehmen, im Gegenzug soll Opel von dem schlingernden Mutterkonzern abgekoppelt werden. Bis 2014/15 sollen die Hilfsgelder laut Konzept zurückbezahlt sein. Am 2. März wird der Sanierungsentwurf der Bundesregierung übergeben.

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Kurz vor Angela Merkels Besuch in Rüsselsheim: Hunderte Opel-Mitarbeiter haben Solidaritäs-T-Shirts drucken lassen und am 28. März 2009 an einem Solidaritäts-Konvoi gegen den drohenden Untergang des angeschlagenen Fahrzeugbauers teilgenommen. Am 31. März 2009 hält Bundeskanzlerin Angela Merkel dann eine denkwürdige Rede in Rüsselsheim und erklärt den geschockten Opelanern, dass ein Automobilwerk nicht "systemrelevant" sei.

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Krisensitzung im Kanzleramt: Nach zähen Verhandlungen geben Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) und Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) am 30. Mai 2009 bekannt, dass Opel an ein Konsortium des österreichisch-kanadischen Zulieferers Magna und der russischen Sberbank verkauft werden soll. Der damalige Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sträubt sich in einer Nachtsitzung gegen die Entscheidung und bietet seinen Rücktritt an. Er bleibt überraschend im Amt. Zwei Tage später überschlagen sich die Ereignisse: Der Opel-Mutterkonzern meldet zum 1. Juni 2009 Insolvenz an. Der amerikanische Staat springt ein und übernimmt Mitte Juli die Mehrheit beim kränkelnden Autobauer.

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Am 3. November 2009 dann die nächste Überraschung: Der Verwaltungsrat von General Motors entscheidet, Opel zu behalten. GM werde das Europa-Geschäft selber sanieren. Als neuer Opel-Chef wird Anfang des Jahres der als harter Sanierer bekannte Nick Reilly eingesetzt. In Deutschland sorgt die Entscheidung für Unmut: Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) kritisiert in einer Landtagsdebatte in Düsseldorf die Entscheidung von General Motors als völlig inakzeptabel. "Dieses Verhalten von General Motors zeigt das hässliche Gesicht des Turbokapitalismus."

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(Foto: REUTERS)

Kaum im Amt und schon macht der neue Opel-Chef Nick Reilly seinem Ruf alle Ehre. Er kündigt an, 8400 Stellen bei Opel abzubauen, 3900 Jobs sollen alleine in Deutschland wegfallen. Reillys erstes Opfer: Der Standort Antwerpen soll geschlossen werden. Am 21. Januar 2010 holen entrüstete Gewerkschafter noch aus Protest die belgische Fahne vor dem Werk ein. Doch der Protest nützt nichts. 2500 Opelaner verlieren ihren Job. Im Oktober 2010 läuft der letzte belgische Opel vom Band.

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33 Dollar pro Aktie: Am 18. November 2010 kehrt General Motors anderthalb Jahre nach der Pleite wieder an die Börse zurück. An der Fassade des Hauptquartiers wirbt man selbstbewusst für die Rückkehr an die Wall Street. Der Börsengang spült 23,1 Milliarden Dollar in die Kassen - Weltrekord.

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(Foto: REUTERS)

Am 24. Februar 2011 legt General Motors Zahlen vor. Das Ergebnis ist sehr gut, GM hat die Krise überwunden. Einzig die Europa-Sparte schwächelt. Opel steckt tief in den roten Zahlen. Gerüchte über einen Verkauf von Opel kommen immer wieder auf.

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(Foto: Getty Images)

An der schlechten Lage hat sich bis heute nichts geändert. Opel hat deutliche Überkapazitäten, die Werke sind nur zu drei Vierteln ausgelastet. 2011 haben Opel und das britische Schwesterunternehmen Vauxhall rund 750 Millionen Dollar Verlust eingefahren. Die Werke in Bochum und Ellesmere Port zu schließen, könnte General Motors rund 1,5 Milliarden Euro kosten, schreibt das Handelsblatt. Aus dem Unternehmen heißt es, der Handlungsspielraum von Opel werde zunehmend enger. "Wenn es so schlecht läuft, muss man Entscheidungen treffen."

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