Fettige Snacks:Nur essen, nicht anfassen

Lesezeit: 2 Min.

Wer ständig eine freie Hand benötigt, um auf seinem Smartphone herumzutippen, der ist beim Essen durchaus eingeschränkt. (Foto: Koikuya)
  • Es scheint Menschen zu geben, die eine regelrechte Phobie davor haben, mit fettigen Fingern ihr Smartphone-Display zu anzufassen.
  • Eine japanische Firma hat nun eine Chipstüte erfunden, dank der man Chips essen kann, ohne sie berühren zu müssen.
  • Ein weiteres Start-up löst das Problem der fettigen Finger nicht weniger skurril: mit einem Tisch-Wischmop für die Hände.

Von Vivien Timmler

Es gibt durchaus ein paar Dinge, über die man sich in Bezug auf seinen Kartoffelchips-Konsum Gedanken machen kann. Etwa, ob es wirklich immer die ganze Tüte sein muss. Ob der Umstieg auf gesunde Snacks vielleicht eine Option wäre. Oder ob die Dinger tatsächlich süchtig machen und man ihnen nicht entkommen kann, Selbstbeherrschung hin oder her.

Und dann gibt es da noch die Dinge, die man sich in Bezug auf seinen Kartoffelchips-Konsum eher nicht fragt. Eine japanische Firma hat trotzdem die Antwort auf eine solche Frage gefunden. Steht schließlich nirgendwo geschrieben, dass man keine Lösung für ein Problem finden darf, bevor es das Problem gibt.

Koike-ya jedenfalls, ein japanischer Snack-Hersteller, hat - endlich - eine Methode entwickelt, wie man fettige Chips essen kann, ohne dabei fettige Hände zu bekommen. Ihre Innovation: Eine Chipstüte mit spezieller Öffnung, aus der man die Snacks in sich hineinschütten kann wie aus einer Flasche. Man muss sie nicht einmal mehr berühren.

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Wer nun denkt, für so etwas gebe es keinen Markt, der irrt. Tatsächlich scheint es in Japan Gruppen zu geben, die eine leicht irrationale Angst vor fettigen Fingern umtreibt. Professionelle Gamer etwa, die ihre Controller ohnehin nur ungern für etwas so triviales aus der Hand legen wie Essen - aber wenn, dann soll es bitte reinlich sein. Oder Smombies (offizielle Wortkombination aus "Smartphone" und "Zombie"), die mindestens eine saubere Hand benötigen, um kontinuierlich auf ihrem Handyscreen herumzutippen.

Einer der größten Süßwarenhersteller Japans, Morinaga & Co, gibt dem Smartphone-Boom sogar die Schuld daran, dass sich seine schokoladenüberzogenen Cornflakes nicht mehr verkaufen. Nach mehr als 50 Jahren hat die Firma die Produktion eingestellt. Und meint: Früher beim linearen Fernsehen klebrige Hände zu haben, sei das Eine gewesen; da heutzutage aber kaum eine Viertelstunde vergehe, in der nicht mindestens einmal das Smartphone angefasst würde, seien verschmierte Finger nicht mehr zeitgemäß.

Wie wäre es mit einem Tisch-Wischmopp für die Hände?

Noch erstaunlicher als die Erfindung der "Tütenflasche" an sich ist allerdings die Tatsache, dass sie aus Japan stammt. Aus jenem Land also, dessen Bewohner es sogar schaffen, Gerichte wie Nudelsuppe mit Stäbchen zu essen. Ausgerechnet Chips sollen da ein Problem sein?

Tatsächlich ist es für viele Japaner komplett normal, fettige Snacks wie Chips oder Popcorn mit Stäbchen zu essen, um sich die Hände nicht schmutzig zu machen. Eine weitere japanische Snack-Firma, Calbree, hat sogar spezielle Chips-Stäbchen erfunden: Mit griffigeren Enden und oben zusammengeklebt, sodass selbst untalentierte Stäbchenesser damit fertig werden.

Und dann wäre da noch Wype, ein US-Start-up, das sich ebenfalls angeschickt hat, das Fettfinger-Problem zu lösen. Ihre Erfindung: ein Tisch-Wischmop für die Hände. Nach jedem Griff in die Chipstüte kann man seine Hand gleich an dem Mikrofaser-Mop abwischen und sofort mit Laptop, Maus oder Smartphone weiterarbeiten, so die Idee. Ein Küchentuch oder eine Serviette zur Hand zu nehmen, wäre ja auch zu einfach. Übrigens genau wie der Gedanke, einfach Snacks zu essen, die weder klebrig noch fettig sind. Apfelspalten beispielsweise. Oder Karottenstücke. Aber das scheint keine Option zu sein.

Tatsächlich vermarkten die Gründer von Wype ihr Produkt gezielt an Gamer und bieten sogar Großbestellungen für Büros an. Smombies ist damit allerdings nicht geholfen. Wäre ja ziemlich lästig, den Wischmop in der U-Bahn herausholen zu müssen, wenn einen die Snack-Lust überkommt.

© SZ vom 06.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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