Chipmangel:Autoindustrie leidet

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Autoproduktion in einem VW-Werk in Sachsen: Abwanderung ist angesichts der Krise nicht die richtige Antwort. (Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

In Deutschland brechen die Neuzulassungen ein, in den USA können 100 000 Fahrzeuge nicht gebaut werden.

Die Erholung auf dem deutschen Pkw-Markt ist schon wieder zu Ende. Nach vier Monaten mit kräftigen Zuwächsen im Vergleich zum schwachen Vorjahr brachen die Neuzulassungen im Juli um ein Viertel auf rund 236 400 Fahrzeuge ein, wie das Kraftfahrt-Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Nach sieben Monaten blieb mit 1,6 Millionen Neuregistrierungen noch ein Plus von rund sieben Prozent.

In den Monaten März bis Juni waren die Neuzulassungen gegenüber dem schwachen Vorjahr stark gestiegen, weil während des ersten Lockdowns die Autoproduktion und der Handel stillstanden und das Geschäft danach langsam wieder in Gang kam. Inzwischen können die Autobauer wegen des Halbleitermangels nicht so viele Autos bauen, wie sie verkaufen könnten. Während die Zulassungen von Fahrzeugen mit Benzin- oder Dieselmotoren im Juli stark schrumpften, waren elektrisch betriebene Wagen weiter gefragt. So legten die Neuregistrierungen von reinen Elektroautos nach Angaben der Flensburger Behörde um rund 52 Prozent zu.

In den USA hat indes der Automobilhersteller General Motors (GM), angeschoben durch sein starkes Inlandsgeschäft, den Gewinn kräftig gesteigert und die Prognose angehoben. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern kletterte im zweiten Quartal auf den Rekordwert von 4,1 Milliarden Dollar, wie der größte US-Autobauer am Mittwoch mitteilte. Im gleichen Zeitraum vor einem Jahr war wegen der Pandemie ein Verlust von 536 Millionen Dollar angefallen. Die Prognose hob das Management um GM-Chefin Mary Barra trotz Belastungen durch einen teuren Rückruf des Elektrofahrzeugs Chevrolet Bolt an. Demnach soll der Betriebsgewinn (Ebit) in diesem Jahr zwischen 11,5 und 13,5 Milliarden Dollar liegen statt wie bisher erwartet in einer Spanne zwischen zehn und elf Milliarden Dollar.

Doch auch die US-Autobauer werden vom Chipmangel belastet. Bei seinem Ausblick geht der Detroiter Konzern davon aus, dass im zweiten Halbjahr in Nordamerika etwa 100 000 Fahrzeuge nicht produziert werden können. Außerdem rechnet das Unternehmen wegen höherer Rohstoffkosten mit Belastungen von bis zu zwei Milliarden Dollar. "Die Halbleiterknappheit bleibt bestehen, und die Herausforderungen in der Lieferkette werden sich in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen", erklärte General Motors. Weltweit sind Autobauer von Lieferengpässen bei wichtigen Bauteilen betroffen und müssen deswegen immer wieder die Produktion unterbrechen. Die Opel-Mutter Stellantis fürchtet, in diesem Jahr 1,4 Millionen Autos nicht herstellen zu können, weil Steuerelemente fehlen. Selbst der weltgrößte Autobauer Toyota, der wegen einer guten Bevorratung bisher weitgehend verschont geblieben ist, bekommt die Engpässe inzwischen zu spüren.

© SZ vom 05.08.2021 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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