Chipindustrie:Qimonda könnte russisch werden

Buhlen um Qimonda: Neben dem chinesischen Unternehmen Inspur gibt es offenbar zwei weitere Interessenten für den insolventen Speicherchiphersteller.

M. Balser

Insolvenzverwalter Michael Jaffé soll nach Informationen der Süddeutschen Zeitung mit potentiellen Investoren aus Taiwan und Russland über einen möglichen Einstieg gesprochen haben. Der Verwalter hoffe in beiden Fällen auf Signale für weiterführende Gespräche, hieß es in Konzernkreisen. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters wollte sich zu den Angaben am Mittwoch nicht äußern.

Qimonda

Ein 300-Millimeter-Silizium Wafer aus der Qimonda-Produktion in Dresden.

(Foto: Foto: AP)

Bei allen Interessenten soll es um staatliche Stellen oder um Unternehmen gehen, die zum Großteil in Staatsbesitz sind. Am weitesten gediehen seien die Gespräche mit dem chinesischen Staatsunternehmen Inspur. Auch ein staatlich dominierter Konzern aus Taiwan habe Interesse angemeldet, hieß es. Zudem wolle Jaffé Kontakten nach Russland aktiv nachgehen. In Russland, China und Taiwan wird die Chipindustrie mit öffentlichen Euro-Milliarden gefördert.

Hoffen auf die öffentliche Hand

China und Russland wollen mit Hilfe von Subventionen eigene Chipfirmen aufbauen. So hatte der russische Elektronikkonzern Angstrem im vergangenen Jahr Maschinen aus dem Dresdner Chipwerk des US-Konzerns AMD gekauft. Angstrem baut in Selenograd bei Moskau eine Chipfabrik, die Ende des Jahres in Betrieb gehen soll. Taiwan will dagegen seine existierenden Konzerne zu einem Weltmarktführer zusammenführen. Bei allen Rettungsoptionen baut Jaffé den Angaben zufolge weiter auf einen Einstieg der öffentlichen Hand in Europa. Rettungskonzepte sehen die Beteiligung des Freistaates Sachsen sowie von Portugal vor.

Private Investoren hätten Qimonda bislang die kalte Schulter gezeigt, hieß es weiter. Insolvenzverwalter Jaffé sei in den vergangenen Wochen an 100 mögliche private Investoren wie Konkurrenten oder Finanzinvestoren herangetreten. Doch bislang sei auf dieser Seite niemand in Sicht. Private Investitionen in die Chipindustrie seien wegen des starken Preisverfalls von bis zu 90 Prozent, hohen Überkapazitäten und ungewisser Marktprognosen zum Erliegen gekommen.

Geldgeber gesucht

Qimonda hatte Ende Januar Insolvenz angemeldet und braucht dringend Geldgeber. Dem Konzern mit weltweit zuletzt 12.000 Beschäftigten läuft die Zeit davon. Das Schicksal Qimondas könnte sich schon in den nächsten Tagen entscheiden. Von den verbliebenen fast 5000 Mitarbeitern in Deutschland müsste "der überwiegende Teil" den Wechsel in eine Transfergesellschaft bis zum Stichtag 31. März akzeptieren, hieß es in Konzernkreisen. Andernfalls würden die Kosten von Kündigungen die Liquidität aufbrauchen. Die Verkaufsgespräche müssten dann eingestellt werden. Die Finanzierung der Transfergesellschaft sei mit 21 Millionen Euro für zunächst drei Monate gesichert, hieß es.

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