Konjunktur:Chinas Wirtschaft kehrt wohl auf den Wachstumspfad zurück

Konjunktur: Chinas Wirtschaft wurde von der Corona-Krise schwer getroffen. Langsam normalisiert sich die Lage.

Chinas Wirtschaft wurde von der Corona-Krise schwer getroffen. Langsam normalisiert sich die Lage.

(Foto: AFP)

Nach dem herben Einbruch im ersten Quartal legte die Wirtschaft in China zuletzt wieder zu. Doch wie aussagekräftig sind die offiziellen Daten.

Chinas Wirtschaft ist nach einem Rekordrückgang infolge der Coronavirus-Pandemie offenbar auf dem Weg der Erholung. Gemessen am Vorquartal stieg die Wirtschaftsleistung von April bis Juni um 11,5 Prozent. So besagen es zumindest die Daten des nationalen Statistikbüros.

Gemessen am Vorjahr legte Chinas Wirtschaftstätigkeit im zweiten Quartal den Daten zufolge um 3,2 Prozent zu. Im Vorquartal wies das BIP noch einen Rückgang um 9,8 Prozent im Jahresvergleich auf.

Das Wachstum war demnach stärker als die von Analysten in einer Reuters-Umfrage prognostizierten 2,5 Prozent und folgte auf einen Einbruch von 6,8 Prozent im ersten Quartal, dem ersten derartigen Rückgang seit dem Beginn der Aufzeichnungen 1992.

Die Regierung in Peking hatte in der Krise eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, darunter Steuererleichterungen, Senkungen der Kreditzinsen sowie der Mindestreserveanforderungen der Banken, um die wirtschaftlichen Folgen der Beschränkungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie abzufedern und die Beschäftigung zu unterstützen.

Stark gestiegene Arbeitslosigkeit

Doch wie zuverlässig sind die chinesischen Statistiken? Bekannt ist, dass selbst der Regierungschef dem Zahlenwerk nicht vertraut. 2007, als der heutige Premierminister Li Keqiang noch Parteisekretär der Provinz Liaoning war, erzählte er amerikanischen Diplomaten einmal, dass er den offiziellen Daten nicht traue. Er schaue sich stattdessen lieber drei andere Indikatoren an: den Energieverbrauch, die Kreditvergaben und die Eisenbahnfrachttonnen. Als Ende 2010 mit der Veröffentlichung der amerikanischen Botschaftsdepeschen Lis Misstrauen bekannt wurde, widmete der Economist Li einen eigenen Keqiang-Index.

Bemerkenswert an den nun veröffentlichten Quartalszahlen ist vor allem, dass sich die chinesische Wirtschaft so rasch wieder normalisiert haben soll, obwohl die Arbeitslosenzahlen in den vergangenen Wochen dramatisch angestiegen sind. Ende April veröffentlichten Ökonomen eines chinesischen Wertpapierhändlers eine Studie, die mächtig Unruhe auslöste. 70 Millionen Chinesen könnten demnach womöglich ihre Arbeit verloren haben, schätzte die Firma Zhongtai Securities, die Quote liege bei 20,5 Prozent.

Vier Wochen später kamen die auf China spezialisierten Analysten von Gavekal Dragonomics zu ähnlichen Zahlen: 60 bis 100 Millionen Chinesen hätten derzeit keine Beschäftigung. In der offiziellen Statistik klingt das deutlich moderater: Ein Anstieg von 5,5 auf sechs Prozent, vermeldete jüngst das Statistikamt.

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