Süddeutsche Zeitung

Außenhandel:China meldet sprunghaften Anstieg der Exporte

Im Januar und Februar sollen die chinesischen Ausfuhren 60 Prozent über dem Vorjahreswert liegen. Auch die deutsche Wirtschaft profitiert vom Aufschwung.

Nach einem schweren Einbruch der Exporte zu Beginn der Corona-Pandemie, meldet die chinesische Zollverwaltung Zeichen der wirtschaftlichen Erhohlung: Die chinesischen Exporte machten in den ersten beiden Monaten des Jahres in US-Dollar berechnet einen Sprung um plus 60,6 Prozent im Vorjahresvergleich. Auch die Importe sollen mit 22,2 Prozent stark gestiegen sein. Damit kletterte der Außenhandel im Jahresvergleich um 41,2 Prozent. Dies übertrifft viele Erwartungen von Experten.

Das starke Wachstum gründet auch auf den niedrigen Vergleichswerten des Vorjahres. Zwischen Februar und März 2020 waren die Exporte dramatisch eingebrochen, als China nach dem Ausbruch des Coronavirus in der zentralchinesischen Metropole Wuhan scharfe Kontrollmaßnahmen ergriffen und Fabriken geschlossen hatte. Der Außenhandel entwickelte sich aber schon seit der zweiten Jahreshälfte 2020 wieder kräftig und trägt stärker als erwartet zur Erholung der chinesischen Wirtschaft bei.

Auch die deutsche Wirtschaft profitiert von dem robusten Wachstum ihres wichtigsten Handelspartners. Deutsche Exporteure konnten nach den chinesischen Berechnungen in US-Dollar in den beiden Monaten um 31,1 Prozent mehr Güter nach China liefern. Die chinesischen Ausfuhren nach Deutschland stiegen demnach aber auch um 71,2 Prozent. Ähnlich legten die chinesischen Exporte nach Europa um 62,6 Prozent zu, während die Importe um 32,5 Prozent stiegen.

Wegen der Schwankungen durch das chinesische Neujahrsfest, das immer in den Januar oder Februar fällt, fasst China die Daten für die beiden Monate zusammen. In diesem Jahr arbeiteten viele Unternehmen auch über die Neujahrsferien. Die Regierung hatte aus Angst vor einer neuen Ausbreitung des Coronavirus die Arbeiter aufgefordert, nicht wie üblich in ihre Heimat zu reisen. So konnten viele Exportaufträge früher erfüllt werden.

Chinas Handelsüberschuss klettert damit unerwartet stark auf 103 Milliarden US-Dollar. Experten hatten eigentlich einen Rückgang von 78 Milliarden US-Dollar im Dezember erwartet. Auch ohne niedrige Vergleichsbasis im Vorjahr waren die Ausfuhren im Dezember schon um 18,1 Prozent gestiegen, während die Importe um 6,5 Prozent zugelegt hatten. Auf Jahressicht zeigte sich 2020 auch schon Erholung: Die Ausfuhren hatten im Gesamtjahr um 3,6 Prozent zugelegt. Die Einfuhren gingen leicht um 1,1 Prozent zurück.

Der Exportboom unterstützt den Aufschwung stärker als Experten erwartet hatten. Nach einem Wachstum von 2,3 Prozent im vergangenen Jahr soll Chinas Wirtschaft nach den Zielen, die Regierungschef Li Keqiang am Freitag auf der Tagung des Volkskongresses in Peking vorgelegt hatte, in diesem Jahr um "mehr als sechs Prozent" wachsen. Das Ziel gilt allerdings als vorsichtig. So rechnet der Währungsfonds (IWF) 2021 sogar mit 8,1 Prozent Wachstum in China.

Im vergangenen Corona-Jahr war China die einzige große Volkswirtschaft, die Wachstum verzeichnet hat. China hat das Virus mit strengen Maßnahmen wie Ausgangssperren und Massentests sowie Kontaktverfolgung, Quarantäne und außergewöhnlich strikten Einreisebeschränkungen weitgehend unter Kontrolle bekommen. So konnten sich der Alltag und die Wirtschaft schon seit dem vergangenen Sommer weitgehend normalisieren.

Seither hat China nur noch wenige lokal begrenzte Ausbrüche erlebt, die sofort mit strikten Kontrollmaßnahmen eingedämmt wurden. Seit Wochen wurden auch fast nur noch importierte Infektionen registriert, die wegen der zwangsweisen Quarantäne für alle Einreisenden für eine Dauer von zwei bis drei Wochen sofort isoliert werden konnten.

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SZ/Reuters/dpa/munz/bepe
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