Süddeutsche Zeitung

China:Volvo macht sich selbständig

Der schwedische Autobauer kauft die Konzernmutter Geely aus dem gemeinsamen China-Geschäft heraus.

Volvo wird ein Stück unabhängiger von seiner Konzernmutter Geely: Die Schweden wollen ihr gesamtes China-Geschäft allein übernehmen, die Chinesen sollen deshalb für eine nicht näher bezifferte Summe aus dem gemeinsamen Joint-Venture herausgekauft werden.

Darauf hätten sich beide Firmen verständigt, heißt es. Volvo werde damit der erste große ausländische Autohersteller, der die volle Kontrolle über seine Aktivitäten in China übernimmt, sagte Vorstandschef Håkan Samuelsson.

Stimmen die Behörden zu, würden die Schweden alleiniger Eigentümer von zwei Autofabriken in Chengdu und Daqing sowie einem Forschungs- und Entwicklungszentrum in Shanghai und der lokalen Vertriebsgesellschaft. Das Geschäft soll Volvo zufolge ab dem kommenden Jahr in zwei Schritten abgewickelt und bis 2023 abgeschlossen werden.

Der Deal zwischen Konzernmutter und -Tochter wird als weiterer Schritt hin zu einem möglichen Börsengang von Volvo gesehen. Geely-Chef Daniel Li hatte bereits im vergangenen Monat gesagt, er erwarte, dass die Notierung an der Börse in Stockholm "recht schnell" vorangehen werde. Dann könnte das Traditionsunternehmen aus Göteborg laut Expertenschätzungen mit etwa 20 Milliarden Dollar bewertet werden. "Je klarer die Eigentümerstruktur ist und je eindeutiger ist, wer im Unternehmen welche Interessen verfolgt, desto einfacher können Investoren beurteilen, wohinein sie ihr Geld da stecken", sagte Hampus Engellau, Kapitalmarktanalyst beim schwedischen Geldhaus Handelsbanken. Insofern könne die volle Kontrolle über das China-Geschäft einen möglichen Börsengang Volvos erfolgversprechender machen.

Ermöglicht wird das nun vereinbarte Geschäft durch neue Vorgaben in der Volksrepublik: Ab dem kommenden Jahr soll der Zwang für ausländische Autokonzerne entfallen, vor Ort mit einem einheimischen Hersteller zu kooperieren. Seit klar ist, dass die Beschränkungen gekippt werden sollen, haben auch die deutschen Rivalen Volkswagen und BMW angekündigt, größere Anteile an ihren chinesischen Joint-Ventures übernehmen zu wollen. Für reine E-Auto-Bauer gilt die Erleichterung bereits seit 2018. So konnte beispielsweise Tesla bereits ohne lokalen Partner ein Werk im Land eröffnen und seine Fahrzeuge dort verkaufen.

Der Geely-Konzern, der unter anderem auch knapp zehn Prozent an Daimler hält, hatte Volvo Cars kurz nach der Finanzkrise 2010 vom US-Autobauer Ford übernommen. Bisher sind die Schweden allerdings noch relativ klein auf dem chinesischen Markt. Im vergangenen Jahr verkauften sie dort rund 166 000 Autos. Zum Vergleich: VW verkaufte in China knapp eine Million Autos - allein im ersten Quartal dieses Jahres.

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SZ vom 23.07.2021 / SZ, Reuters, Bloomberg
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