Konjunktur:China senkt erneut den Leitzins

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Die chinesische Regierung fürchtet einen längeren Preisverfall, verbunden mit einer schwächeren Volkswirtschaft. (Foto: PEDRO PARDO/AFP)

Die Zentralbank will die Preise stabilisieren und der zweitgrößten Volkswirtschaft wieder mehr Wachstum verschaffen. Investoren reagieren verhalten positiv auf die niedrigeren Zinsen.

Chinas Zentralbank (PBoC) unterstützt die schwächelnde Wirtschaft mit einer weiteren Leitzinssenkung. Sie hat den einjährigen Leitzins (LPR) am Montag um einen Viertelpunkt auf 3,10 Prozent und das fünfjährige Pendant im selben Umfang auf 3,60 Prozent gesenkt. Der einjährige LPR beeinflusst die meisten neuen und bestehenden Kredite in der Volksrepublik, während der fünfjährige vor allem bei der Preisgestaltung von Hypotheken eine wichtige Rolle spielt.

Zuletzt hatte die Zentralbank die Zinsen im Juli gesenkt. Zentralbankchef Pan Gongsheng hatte vorige Woche die nun erfolgte Senkung angekündigt. Die Maßnahme ist Teil eines umfangreichen Konjunkturpakets der kommunistischen Führung in Peking. Ziel ist es, die Preise zu stabilisieren und die Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zu fördern.

China kämpft gegen eine Abwärtsspirale aus sinkenden Preisen und Konsum, die der Wirtschaft schadet. Trotz einer Reihe Konjunkturhilfen ist es Peking bislang nicht gelungen, das Wachstum stärker zu beleben. Eine starke Belastung für die Wirtschaft bleibt der angeschlagene Immobiliensektor.

Die jüngste Zinssenkung konnte die Laune der Investoren in Asien nur begrenzt heben. Die Börse in Shanghai und der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen notierten zu Wochenbeginn jeweils nur knapp im Plus. Auf die Stimmung drückten anhaltende Konjunktursorgen: Der anfängliche Optimismus über die im September von der Regierung in Peking angekündigten Unterstützungsmaßnahmen war in den vergangenen Tagen der Vorsicht gewichen.

70 Prozent aller Ersparnisse der Haushalte sind in Immobilien gebunden

Investoren warten auf weitere Details zu den fiskalischen Stützungsmaßnahmen der politischen Entscheidungsträger. „Konkrete Pläne könnten erst Ende Oktober oder Anfang November nach der Sitzung des ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses vorliegen“, sagte Chaoping Zhu, Stratege bei der Vermögensverwaltungssparte der US-Großbank JP Morgan in Shanghai.

Chinas Immobilienmarkt befindet sich seit 2021 in einem herben Abschwung. Die Immobilienkrise dämpft das Verbrauchervertrauen, da in der Volksrepublik rund 70 Prozent aller Ersparnisse der Haushalte in Immobilien gebunden sind. Die Wirtschaft in China ist im Sommer so langsam gewachsen wie seit Anfang 2023 nicht: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte zwischen Juli und September im Jahresvergleich um 4,6 Prozent zu. Auch wenn es zuletzt positive Signale vom Konsum und der Produktion gab, bleibt der schwächelnde Immobiliensektor eine große Herausforderung für die Regierung beim Versuch, das Wachstum zu fördern. Die Regierung in Peking peilt an, dass die Wirtschaft in diesem Jahr rund fünf Prozent zulegt. Vertreter des Statistikamts äußerten sich jüngst zuversichtlich, dass dies gelingen werde.

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