China:Die nächste Fusion

In der Chemieindustrie rangeln die Konzerne um Größe: Bayer will Monsanto übernehmen, Dupont und Dow Chemical schließen sich zusammen. Jetzt folgt China: Nach dem Willen der Regierung sollen Chem China und Sinochem zusammengehen.

Von Elisabeth Dostert

In der Chemieindustrie scheint nur eines zu zählen: Größe. Nach der einfachen Formel, dass Größe gleich Marktmacht ist, schließen sich gerade die US-Konzerne Dupont und Dow Chemical zusammen, die deutsche Firma Bayer bietet für den US-Saatguthersteller Monsanto und das chinesische Unternehmen Chem China möchte sich Syngenta aus der Schweiz einverleiben. Nun zeichnet sich die nächste Fusion ab. Nach dem Willen der chinesischen Regierung sollen sich die Staatskonzerne Chem China und Sinochem zu einem Konzern von fast 100 Milliarden Dollar Umsatz zusammenschließen. Damit würden sie den derzeitigen Spitzenreiter aus Deutschland, den BASF-Konzern mit gut 70 Milliarden Euro Umsatz, locker hinter sich lassen. Erste Gespräche von Managern der beiden chinesischen Konzerne soll es Medienberichten zufolge schon gegeben haben.

China will wettbewerbsfähigere und international schlagkräftige Konzerne formen, die Übernahmen leichter stemmen können. Unter Präsident Xi Jinping sei es zu einer Welle von Konsolidierungen gekommen, berichtet Bloomberg. Seit 2014 seien insgesamt Vermögenswerte in Höhe von mehr als eine Billion Dollar zusammengelegt worden. So entstanden die Reederei Cosco und der Zughersteller CNR-CSR. Auch die Stahlkonzerne Baosteel und Wuhan sollen eins werden.

Chem China bezeichnet sich selbst mit 140 000 Beschäftigten als den größten Chemiekonzerns Chinas. Im vergangenen Jahr setzte die Gruppe laut der eigenen Internetseite rund 45 Milliarden Dollar um. Sie verarbeitet unter anderem Öl, stellt Dünger und Pflanzenschutzmittel her, Kunststoffe, Autoreifen und Maschinen. In den vergangenen Jahren hat Chem China viele Firmen übernommen, darunter den deutschen Maschinenbaukonzern Krauss-Maffei, den israelischen Pestizid-Hersteller Adama, den italienischen Reifenhersteller Pirelli, die norwegische Chemiefirma Elkem und den französischen Futtermittelspezialisten Adisseo. Sinochem macht mehr als Chemie. Die Gruppe fördert und handelt unter anderem mit Öl, stellt Dünger, Pestizide und Saatgut her, entwickelt Immobilien und betreibt Hotels. 2015 setzte sie nach eigenen Angaben mit gut 46 000 Beschäftigten rund 60 Milliarden Dollar um. Der Konzern soll angeblich am Berliner Chemie-Unternehmen Atotech interessiert sein.

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