China-Deal:Aixtron wird zum Politikum

US-Geheimdienste haben womöglich im Bundeskanzleramt in Berlin interveniert, um die Übernahme durch Chinesen zu blockieren.

Von Christoph Giesen, dpa, Peking/Berlin

Der Fall Aixtron spitzt sich weiter zu: Wie das Handelsblatt berichtet, sollen US-Geheimdienste im Bundeskanzleramt interveniert haben, um die Übernahme des Chip-Anlagenbauers durch den chinesischen Investor Grand Chip Investment zu blockieren. Die Amerikaner hätten demnach Ermittlungsergebnisse präsentiert, aus denen hervorgeht, dass Produkte, die auf Maschinen von Aixtron produziert worden sind, auch militärisch genutzt werden können.

Das Bundeswirtschaftsministerium hatte am Freitag vergangener Woche seine Unbedenklichkeitsbescheinigung gegen einen Verkauf des Unternehmens aus NRW nach China zurückgezogen. "Zu Art oder Herkunft der Informationen kann ich keine Angaben machen", sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums am Mittwoch in Berlin. Sie bejahte allerdings die Frage, ob Erkenntnisse ausländischer Geheimdienste eine Rolle bei solchen Bewertungen spielten.

Vor zwei Wochen hatte die SZ berichtet, dass auf Aixtron-Maschinen Komponenten für Nachtsichtgeräte der US-Streitkräfte gefertigt werden, genauso wie die Sensorik für Zielführungseinrichtungen amerikanischer Raketen. Damals wurde ebenfalls bekannt, dass Aixtron direkt mit amerikanischen Sicherheitsbehörden wie beispielsweise der Defense Advanced Research Projects Agency oder den Sandia National Laboratories auf der Albuquerque Army Air Base im US-Staat New Mexico kooperiert. Zudem wird mit mehreren Laboren, die dem US-Energieministerium unterstehen, sogenanntes "Classified Research" betrieben - geheime Forschung.

"Bis dato sind an Aixtron keine konkreten Fragen des Bundesministeriums für Wirtschaft im Rahmen der vertieften Prüfung herangetragen worden", sagte ein Aixtron-Sprecher am Mittwoch. Zur Dauer des Verfahrens wollte die Sprecherin des Wirtschaftsministeriums nichts sagen: "Solche Prüfverfahren dauern so lange, wie sie dauern." Man habe noch nicht alle nötigen Informationen. Danach habe man "einen Monat plus zwei Monate" Zeit zu prüfen.

Ende Juli hatte Grand Chip ein Angebot in Höhe von 670 Millionen Euro abgegeben - sechs Euro je Aktie. Zuletzt hatte es so ausgesehen, als wäre der Investor fast am Ziel. Bis Ende vergangener Woche waren Grand Chip etwa 65 Prozent der Aixtron-Anteile angeboten worden.

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