Chemieindustrie:Getrübte Stimmung in der Chemieindustrie

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Was geht noch in Ludwigshafen? Die Frage stellt sich gerade BASF-Vorstandschef Markus Kamieth. Nicht mehr alles. Aber "im Kern" sei der Standort in Ludwigshafen wettbewerbsfähig. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Sowohl Wacker-Chemie als auch BASF melden schwache Zahlen. Der Preisdruck ist hoch, und die Erholung in der Branche lässt auf sich warten. BASF leidet zusätzlich an der Absatzkrise bei E-Autos.

Von Elisabeth Dostert, München

Anfang des Jahres sah es gar nicht so schlecht aus. Doch nun ist die Stimmung in der deutschen Chemieindustrie gedämpft, auch weil der Preisdruck hoch bleibt. Das zeigen die Zahlen für das zweite Quartal 2024, die BASF und Wacker-Chemie am Freitag veröffentlichten. Trotz aller Unterschiede in Größe und Sortiment, weisen Umsatz und Ergebnis vor Steuern in die gleiche Richtung: Sie sinken. Der Umsatz von BASF ging im zweiten Quartal um knapp sieben Prozent auf gut 16 Milliarden Euro zurück, das Ergebnis vor Ertragssteuern hat sich mit knapp 400 Millionen Euro etwas mehr als halbiert. Der Umsatz von Wacker-Chemie fiel um gut 16 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Steuern um gut 77 Prozent auf gut 33 Millionen Euro. Beide Konzerne bestätigten am Freitag ihre Prognose für das Gesamtjahr.

„Die Erholung verzögert sich immer weiter – nicht nur bei uns, sondern in der Wirtschaft insgesamt“, wird Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der chemischen Industrie (VCI) im monatlichen Konjunkturbericht zitiert. Die Bundesregierung habe noch keinen Stimmungsumschwung herbeigeführt. Sie müsse jetzt in Rekordtempo vom Reden ins Handeln kommen, damit die zweite Jahreshälfte besser verlaufe. „Von einem kräftigen Aufschwung sind wir immer noch meilenweit entfernt“, so Große Entrup. Eine positivere Haltung zur Industrie in Berlin und Brüssel nimmt BASF-Vorstandschef Markus Kamieth wahr. Auch er wartet auf Taten: „Ankündigungen sind immer schön, aber die konkrete Politik sieht dann ganz anders aus. Manchmal dauert es auch eine ganze Weile.“

Kamieth trat mit der Hauptversammlung im Frühjahr die Nachfolge von Martin Brudermüller an. Der Konzern muss sparen und Kapazitäten anpassen. Zwar wirkt Kamieth nicht weniger als sein Vorgänger überzeugt von Elektromobilität. Nur gerade läuft es eben nicht so gut. Die Marktdurchdringung von Elektrofahrzeugen verlangsamte sich außerhalb Chinas deutlich, so Kamieth in einer Telefonkonferenz. Die Autoindustrie ist ein großer Kunde. BASF liefert Kathodenmaterial für Batterien. Der Konzern ergreife Maßnahmen, um das Risiko in einem „derzeit unsicheren Marktumfeld“ weiter zu verringern. Deshalb werde BASF das groß angelegte Metallraffinerieprojekt für Batterierecycling am spanischen Standort Tarragona pausieren, kündigte Kamieth an. Die Produktion in Schwarzheide in Ostdeutschland laufe gerade hoch.

Markus Kamieth ist seit der Hauptversammlung im Frühjahr Vorstandschef von BASF. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Das Sparprogramm läuft schon. Finanzvorstand Dirk Elvermann äußerte sich zuversichtlich, die angestrebten jährlichen Einsparungen von 2,1 Milliarden Euro bis Ende 2026 zu erreichen. Allein in Ludwigshafen will Kamieth jährlich eine Milliarde kürzen. Man sei in guten Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern. Die Einsparungen würden zu „Personalstandsänderungen führen.“ Konkrete Zahlen wollte Kamieth nicht nennen. Er erwägt die Schließung weiterer Anlagen. Solche „Anpassungen“ habe es auch in der Vergangenheit immer wieder gegeben. „Im Kern“ sei der Verbund in Ludwigshafen wettbewerbsfähig. Aber auch eine ganze Reihe von Anlagen hätten perspektivisch Wettbewerbsschwierigkeiten. Das Sparprogramm sei eine „große Herausforderung“, so Kamieth: „Die Milliarde liegt nicht mal eben so am Werkstor.“

Für Kamieth soll Ludwigshafen „ein starker Pfeiler“ bleiben. Die BASF der Zukunft werde sich auf einen „wettbewerbsfähigen und auch dann profitablen Standort Ludwigshafen verlassen“, versichert Kamieth. Ludwigshafen werde auch für lange Zeit der größte und wichtigste Produktionsstandort der BASF bleiben.

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