Chemiebranche:Gewerkschaft will Drei-Tage-Woche für 60-Jährige

Weniger Arbeitstage für ältere Arbeitnehmer? Die Chemiegewerkschaft IG BCE fordert, dass Angestellte schon mit 60 ihre Arbeitszeit drastisch reduzieren können. Auch die SPD arbeitet an einem Entwurf für eine Flexi-Rente.

  • Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) will, dass Angestellte über 60 nur noch drei oder vier Tage die Woche arbeiten müssen.
  • Auch die SPD arbeitet an einer Flexi-Rente, muss aber noch CDU und Arbeitgeber für die Idee gewinnen.

Teilrente ab 60

Die Chemiegewerkschaft IG BCE fordert, dass ältere Menschen weniger Tage pro Woche arbeiten müssen. Das will sie in der kommenden Tarifrunde durchsetzen. "Ab 60 Jahren sollen künftig auch eine Drei- oder eine Vier-Tage-Woche möglich sein", sagte Vorstand Peter Hausmann der Rheinischen Post.

Die Beschäftigten sollen von der Rentenkasse eine Teilrente und vom Betrieb einen Lohnausgleich erhalten. Bei der früheren Altersteilzeit habe es "rund 90 Prozent vom letzten Netto gegeben". "Das wurde von Beschäftigten gut akzeptiert", sagte Hausmann. "Es geht darum, die Belastungen zu verringern, dann können die Beschäftigten auch länger in den Betrieben gehalten werden."

Kommt die Flexi-Rente mit 60?

Die Möglichkeit, weniger zu arbeiten und mit Abschlägen früher Rente zu kassieren, gibt es bereits seit 1992. Die bisherige Regelung für eine solche Teilrente gilt aber als kompliziert und unflexibel. Union und SPD sind dabei, mit dem Arbeitsministerium und den Tarifpartnern Regelungen für einen flexibleren Ausstieg aus dem Beruf zu erarbeiten. Die Sozialdemokraten planen eine sogenannte Flexi-Rente. Dazu solle es möglich sein, vom 60. Lebensjahr an 30, 40, 50, 60 oder 70 Prozent Rente in Anspruch zu nehmen. Mit einem ähnlichen Vorstoß stieß der Deutsche Gewerkschaftsbund noch im Juni allerdings auf erheblichen Widerstand von CDU und Arbeitgebern. "Wir wollen, dass jeder früher aufhören, aber auch länger arbeiten kann - abhängig von der Situation am Arbeitsplatz und der individuellen Leistungsfähigkeit", hatte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Carola Reimann im August der Berliner Zeitung gesagt.

Auch andere Gewerkschaften wollen kürzere Arbeitszeiten

Das Thema Arbeitszeit ist derzeit auch für andere Gewerkschaften ein Schwerpunkt. Die IG Metall hatte angekündigt, bei der zum Jahreswechsel anstehenden Metall-Tarifrunde neben höheren Löhnen auch neue Arbeitszeitmodelle durchzusetzen. Die Gewerkschaft will für möglichst viele Beschäftigtengruppen tarifvertragliche Arbeitszeitverkürzungen mit möglichst hohem Lohnausgleich herausholen.

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