Chemiebranche:BASF unter Wachstumsdruck

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Hier in Ludwigshafen produziert BASF Acetylen, was Kunden etwa für die Herstellung von Arzneimitteln oder Kunststoffe nutzen. (Foto: Andreas Pohlmann/BASF)

Der Chemiekonzern hebt seine Prognose für das Geschäftsjahr 2021 deutlich an.

Von Elisabeth Dostert, München

"Normalerweise hätte es jetzt Beifall gegeben", sagt Kurt Bock, Aufsichtsratschef des Chemiekonzerns BASF, als Vorstandschef Martin Brudermüller seine Rede beendet. Bock weiß, wie sich das anhört, er war lange genug selbst Chef des Konzerns, bis ihn Brudermüller vor ziemlich genau drei Jahren ablöste. Aber es gibt keinen Beifall der Aktionäre, die Hauptversammlung von BASF fand am Donnerstag wie schon 2021 virtuell statt.

Und so richtig zufrieden ist Brudermüller ja selbst nicht. Die Profite seien in den vergangenen Jahren nicht so gewachsen, "wie wir uns das selbst vorgestellt haben", antwortet er auf die eingereichten Fragen von Aktionären: "Wir sind nicht stark genug gewachsen." Für einen Chemiekonzern sei Wachstum "erfolgskritisch".

Brudermüller hat große Pläne für das Wachstum, und es soll die Umwelt weniger belasten. Bis 2050, das Ziel hat der Konzern schon vor einer Weile ausgerufen, solle BASF klimaneutral werden. Bis 2030 sollen die CO₂-Emissionen im Vergleich zu 2018 um ein Viertel sinken. Solche Ziele verknüpft Brudermüller stets mit Forderungen an die Politik. Eine klimaneutrale Chemie gebe es nur mit ausreichend Strom aus erneuerbaren Energien. "Unser Strombedarf wird gewaltig steigen." Offshore-Windparks nähmen dabei eine Schlüsselrolle ein. "Wir benötigen Strompreise unter fünf Cent je Kilowattstunde", fordert Brudermüller.

Er verteidigt das starke Engagement des Konzerns in China. Das Land bestimme den Weltmarkt für Chemie. Der Marktanteil Chinas werde von heute mehr als 40 Prozent auf mehr als 50 Prozent bis 2030 steigen. An diesem Wachstum wolle der Konzern teilhaben. In Zhanjiang in der südchinesischen Provinz Guangdong hat der Konzern im Frühjahr 2020 mit dem Bau eines neuen Verbundstandortes begonnen.

Das Geschäftsjahr 2020 hatte der Konzern mit einem operativen Verlust von 191 Millionen Euro abgeschlossen, nach einem Gewinn von 4,2 Milliarden Euro im Vorjahr. Das erste Quartal 2021 lief gut für BASF. Dank größerer Mengen und höherer Preise legte der Umsatz um 16 Prozent auf 19,4 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen stieg in den ersten drei Monaten 2021 um 42 Prozent auf gut 2,3 Milliarden Euro. Die Prognose für das gesamte Geschäftsjahr hob der Konzern deutlich an, nicht ohne auf die hohen Unsicherheiten hinzuweisen. "Die Pandemie ist noch nicht zu Ende," sagte Brudermüller in der Hauptversammlung. Der Umsatz soll auf 68 bis 71 Milliarden Euro wachsen. Im Geschäftsbericht 2020 hatte BASF 61 bis 64 Milliarden Euro prognostiziert. Das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen soll nun auf fünf bis 5,8 Milliarden Euro zulegen, bisher lag die Prognose bei 4,1 bis fünf Milliarden Euro.

© SZ vom 30.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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