Chemie:"Wir sind groß genug"

A truck driver walks along a BASF sign on the road near the warehouse of German chemical company BASF in Ludwigshafen

Die Konkurrenz fusioniert, und doch gibt man sich bei BASF gelassen - man sei schließlich "groß genug".

(Foto: Ralph Orlowski/Reuters)

BASF gibt sich trotz der möglichen Übernahme des US-Konzerns Monsanto durch den Konkurrenten Bayer gelassen. Man lasse sich "durch das, was um uns herum am Markt passiert, nicht ins Bockshorn jagen."

Von Elisabeth Dostert, Ludwigshafen

Zwei Wörter machen den Unterschied. Die Übernahme des Schweizer Chemieunternehmens Syngenta durch den chinesischen Staatskonzern Chem China werde "keine" Konsequenzen für BASF haben, sagt Martin Brudermüller, der stellvertretende Vorstandschef des Chemiekonzerns. Sollte Bayer Monsanto kaufen, werde das keine "unmittelbaren" Konsequenzen für BASF haben. Schließlich gebe es Verträge, sagt Brudermüller. Und: "Wir gehen davon aus, dass Verträge natürlich eingehalten werden, wenn es da einen neuen Eigentümer gibt."

Nicht unmittelbar - das klingt betroffener als "kein". So ist es auch. BASF und Monsanto sind sich viel näher als BASF und Syngenta. Der US-Konzern und die Ludwigshafener arbeiten bei der Entwicklung gentechnisch veränderten Saatguts zusammen. BASF liefert die Gene, die Monsanto in sein Saatgut einbaut, um die Pflanzen widerstandsfähiger zu machen. Selbst wolle die BASF kein Saatgut herstellen.

Der weltweite Markt für Pflanzenschutzmittel und Saatgut wird nur von einer Handvoll Firmen kontrolliert: Syngenta, Monsanto, Bayer, die US-Firmen Dupont Pioneer und Dow Chemical sowie BASF. Noch vor wenigen Wochen fiel in Spekulationen um Fusionen und Übernahmen auch der Name BASF. Derzeit wirkt der Konzern wie das Kind auf dem Schulhof, das beim großen Spiel nicht mitmachen darf. Brudermüller hält dagegen: "Wir lassen uns durch das, was um uns herum am Markt passiert, nicht in Bockshorn jagen. Wir sind auch ohne Übernahmen groß genug." BASF sei im Pflanzenschutz gut aufgestellt. "Unsere Pipeline ist voll."

Dafür, dass sie nicht versiegt, muss Brudermüller sorgen. Seit gut einem Jahr ist der 55-Jährige auch Chief Technology Officer, also verantwortlich für Forschung und Entwicklung. Das ist vielleicht der wichtigste Job im Unternehmen, ein Chemiekonzern wie BASF lebt von Innovationen.

Brudermüller macht Tempo. Der technische Fortschritt habe rasant zu genommen, die Halbwertzeiten von Innovationen würden kürzer. Brudermüller will stärker mit anderen Firmen kooperieren, Projekte schneller beenden, wenn sich kein Erfolg abzeichnet, die Forschung stärker digitalisieren. An der Entwicklung eines Wirkstoffs, der Glyphosat ersetzen könnte, arbeite BASF nicht. Sollte der Stoff in der EU verboten werden, könnte der Absatz von BASF-Herbiziden davon profitieren.

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