Chefstratege Sedran:VW holt sich im großen Stil Hilfe

Thomas Sedran

Thomas Sedran soll sich bei VW künftig darum kümmern, wie es mit dem Konzern strategisch weitergeht.

(Foto: Boris Roessler/dpa)
  • VW macht die Konzernstrategie zur Chefsache.
  • Thomas Sedran soll künftig an der Seite des Vorstands ausloten, wo es mit dem Konzern hingeht.

Von Thomas Fromm

Als Thomas Sedran im Juli 2012 für ein paar Monate den Chefposten bei Opel übernahm, war klar: Der Mann ist ein Mann des Übergangs. Für die Zeit, bis dann ein richtiger Chef gefunden ist.

Allerdings gibt es solche und solche Übergänge, und der, den Sedran managen musste, hatte es in sich. Nach Jahren türmten sich bei Opel die Milliardenverluste, der europäische Markt kam nicht aus dem Loch heraus und die amerikanische Opel-Mutter General Motors wurde von Quartal zu Quartal nervöser. Lange hatte der Unternehmensberater Sedran den Sanierungsfall Opel von außen beobachtet. Dann wurde er Strategie-Manager. Dann Interimschef. Ein Sanierer für den Übergang.

Im Frühjahr 2013 kam der VW-Manager Karl-Thomas Neumann an die Spitze von Opel, und der 51-jährige Sedran kümmerte sich um andere Geschäftsbereiche, bis er GM in diesem Sommer ganz verließ. Und wie immer in dieser Branche unkten die Insider auch diesmal: Wo mag er nur wieder auftauchen, dieser Sedran?

Jetzt ist er wieder da, ausgerechnet beim Opel-Rivalen VW. Dort soll er das tun, was er vor einigen Jahren auch bei Opel tat: Die Konzernstrategie festzurren. Nicht, dass man sich früher keine Gedanken über die Strategie gemacht hätte. Aber nun würde man die Strategie "deutlich aufwerten", heißt es in Wolfsburg.

Mehr Elektroautos, raus aus dem Image-Tief

Natürlich ist es kein Zufall, dass der Manager ausgerechnet jetzt zu VW stößt. VW steckt wegen des Abgas-Skandals bei Diesel-Fahrzeugen in einer historischen Krise, und Sedran gilt als krisenerprobt. Er soll nun schon ab dem 1. November an der Seite des Vorstands ausloten, wo VW in den nächsten Jahren hin soll: Mehr Elektroautos, mehr alternative Antriebe überhaupt, raus aus dem Image-Tief. Sein direkter Vorgesetzter ist VW-Chef Matthias Müller, und das zeigt: Die Arbeit des Chef-Strategen ist künftig Chefsache.

Die Personalie verdeutlicht, dass sich der Konzern gerade in großem Stil Hilfe von außen holt, um durch die Krise zu kommen. Erst vor einigen Tagen wurde offiziell, dass die frühere Verfassungsrichterin und Daimler-Vorstandsfrau Christine Hohmann-Dennhardt das Vorstandsressort "Integrität und Recht" übernehmen wird - auch und vor allem, um für VW die juristischen Schlachten zu schlagen, die nun auf den Konzern zukommen.

Die Personalie Sedran ist aber auch deshalb bemerkenswert, weil sie einen großen Bruch mit der Vergangenheit markiert. Strategie, das war bei VW ein Thema, mit dem sich in der Vergangenheit ein kleiner Kreis älterer Männer beschäftigt hatte, allen voran Konzernpatriarch Ferdinand Piëch, bis zum Frühjahr noch Aufsichtsratschef bei Volkswagen. Und der im Zuge des Abgas-Skandals zurückgetretene Ex-Chef Martin Winterkorn. Nun bekommt ausgerechnet jenes Zukunftsthema, das bislang unter ganz wenigen Konzernoberen verhandelt wurde, einen eigenen Chef, und der ist Anfang 50 und kommt: von außen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: