Chef der Schweizerischen Nationalbank tritt zurück:"Wir werden uns lange nicht mehr sehen"

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Er ließ seine Frau gewähren - und bekommt nun die Quittung: Der wegen umstrittener Devisengeschäfte unter Beschuss geratene Chef der Schweizerischen Nationalbank, Philipp Hildebrand, muss gehen. Aber er gibt sein Ehrenwort, dass er über das Geschäft seiner Frau nicht informiert gewesen sei.

Es täte ihm leid, sagt Nationalbank-Chef Philipp Hildebrand bei einer Pressekonferenz in Zürich, dass "ich sie nun nochmals einladen muss". Dafür sei es nun für lange Zeit das letzte Mal: Hildebrand hat seinen sofortigen Rücktritt erklärt.

Philipp Hildebrand ist nicht länger Chef der SNB. (Foto: REUTERS)

Er bleibt dabei: Seine Frau habe bei dem verhängnisvollen Dollar-Geschäft ohne sein Wissen gehandelt, "ich gebe mein Ehrenwort". Aber er könne nicht nachweisen, dass es so war und habe darum nicht mehr die notwendige Glaubwürdigkeit im Amt. Der Beweis seiner Unschuld sei nicht möglich.

Die Schweizer Zentralbank hat trotzdem diverse E-Mails und Unterlagen online gestellt, die Hildebrands Version untermauern sollen. Außerdem will er notfalls alle Bewegungen auf seinen Konten seit seinem Amtsantritt im Jahr 2003 offenlegen. Der Rücktritt sei trotz dieser Transparenz-Initiative nötig: "Wenn ein Zentralbanker nicht mehr glaubwürdig ist, muss er tun, was ich heute gemacht habe", sagte er. Glaubwürdigkeit sei das höchste Gut einer Zentralbank.

Hildebrand, der bei dem Auftritt vor der Presse ruhig und gefasst wirkte, steht seit Wochen wegen des Verdachts des Insiderhandels bei Devisengeschäften in der Kritik. Seine Frau Kashya Hildebrand kaufte Mitte August etwa 500.000 Dollar ein, drei Wochen später verpasste die Schweizerischen Nationalbank - also de facto Philipp Hildebrand - dem Franken einen Deckel. Kashya Hildebrand verkaufte später wiederum etwa 500.000 Dollar - und hatte so plötzlich 75.000 Franken mehr auf dem Konto. Denn der Dollar hatte in dieser Zeit massiv an Wert gewonnen.

Der oberste Währungshüter der Schweizer sah sich deswegen seit einigen Wochen Vorwürfen ausgesetzt, er betreibe Insidergeschäfte. Er selbst hatte das stets bestritten - seine Frau sei nicht in die Geschäfte der Nationalbank eingeweiht und er habe erst von ihrer Transaktion erfahren, als diese schon getätigt war. Sein Fehler sei gewesen, seine Frau einfach "gewähren" zu lassen.

Wirtschaftsprüfer von PwC, die im Auftrag der Nationalbank die privaten Konten des Ehepaars untersuchten, stützten seine Aussage: Es liege kein Insiderhandel vor. Philipp Hildebrand habe erst von der Transaktion erfahren, nachdem seine schweizerisch-amerikanische Frau sie bereits getätigt hatte. Das habe er dann auch direkt der Zentralbank gemeldet und den Währungskauf offengelegt.

Hinter den Vorwürfen vermutet Hildebrand eine politische Kampagne. Ein Mitarbeiter seiner Bank hat demnach seine Kontobewegungen weitergegeben - offenbar an politische Kreise um den Rechtspopulisten Christoph Blocher, der die Informationen dann an die Zeitung Weltwoche weitergegeben haben könnte.

Nun scheint der Druck auf den Nationalbank-Chef dennoch zu groß geworden zu sein.

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