Schutz bei Katastrophen:So funktioniert das neue Warnsystem Cell Broadcast

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Schutz bei Katastrophen, So funktioniert das neue Warnsystem Cell Broadcast (Video: Reuters)

Um Menschen vor Extremwetterereignissen zu warnen, wird Cell Broadcast eingeführt. Alle Handybesitzer sollen in den nächsten Tagen eine Art SMS bekommen.

Von Alexandra Ketterer

Mit dem Cell Broadcast-Warnsystem soll die Bevölkerung zukünftig möglichst schnell vor Katastrophen gewarnt werden - über das Handy, auch ohne App oder Internet. Der Warntext erscheint wie eine Art Eilmeldung mit Tonsignal auf dem Bildschirm. Eine Erklärungsnachricht für alle Handybesitzer haben bereits einige erhalten, andere bekommen sie noch.

Woher weiß ein Nutzer, ob das Warnsystem bei ihm funktioniert?

Am bundesweiten Warntag, dem 8. Dezember um 11 Uhr, soll das neue Warnsystem erstmals in allen 294 Landkreisen und 107 kreisfreien Städten in Deutschland getestet werden. Alle Besitzer eines Mobiltelefons in Deutschland bekommen eine SMS, die über das neue Katastrophen-Warnsystem Cell Broadcast informiert. Die Testphase dauert bis Februar 2023.

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Mit einem Test startet im Dezember Cell Broadcast, das im Notfall fast jedes Mobiltelefon erreichen soll - Jahre später als in den USA oder Japan und zu spät für die Menschen im Ahrtal. Dabei empfahl das Innenministerium die Technik schon 2001.

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Danach werden die notwendigen Anwendungen weiter ausgebaut, teilt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe mit. Gleichzeitig sollen erforderliche Updates der Smartphone-Betriebssysteme vorgenommen werden, die für den Empfang der Nachrichten benötigt werden.

Was müssen Nutzer auf dem Handy einstellen, um die Warnungen zu empfangen?

Um die Meldungen auf dem Smartphone zu empfangen, muss es mit Cell Broadcast kompatibel, eingeschaltet und empfangsbereit sein. Bei den Smartphones von Apple wird das Warnsystem mit allen Geräten ab dem iPhone 6s aufwärts funktionieren, sofern ihr Betriebssystem auf dem jeweils neuesten Stand ist (derzeit iOS 16.1 oder 15.7.1 und 15.6.1).

Geräte mit dem Google-Betriebssystem Android sind von der Android-Version 11 an aufwärts kompatibel. Schätzungsweise ein Drittel aller Android-Smartphones läuft allerdings mit einer älteren Version, die kein Cell Broadcast empfangen kann.

Bei manchen Geräten muss der Cell-Broadcast-Empfang noch manuell aktiviert werden. Beim iPhone findet man die Einstellungen über den Menüpunkt "Mitteilungen" ganz unten in der Rubrik "Cell Broadcast Alerts". Auf Android-Geräten findet man die Einstellungen in der Regel über ein Untermenü wie "Sicherheit und Notfall" im Einstellungen-Menü. Die Rubrik zum Ein- und Ausschalten des Empfangs heißt dann je nach Hersteller "Drahtlose Notfallwarnungen" oder "Notfallbenachrichtigungen für Mobilgeräte".

Warum wird das Warnsystem eingeführt?

Anlass für die Einführung von Cell Broadcast in Deutschland waren die heftigen Unwetter in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Juli 2021, bei denen es Dutzende Tote gab. Die Flutkatastrophe hat gezeigt, dass Warn-Apps und klassische Sirenen nicht ausreichen, um die Bevölkerung flächendeckend vor der Gefahr zu warnen. Laut Bundesinnenministerin Nancy Faeser soll das Warnsystem den Bevölkerungsschutz verbessern, falls in Zukunft zum Beispiel weitere Wetterextreme wie Waldbrände oder Hochwasser auftreten.

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Leitlinien für das Warnsystem lagen schon 2020 vor. Im August 2021 beschloss das Bundeskabinett den rechtlichen Rahmen für die Einführung.

Wie funktioniert das Warnsystem?

Bei dem System werden Nachrichten wie Rundfunksignale an alle kompatiblen Geräte geschickt, die in einer Zelle eingebucht sind - daher der Name Cell Broadcast. Ähnlich wie bei einer SMS wird dabei also eine Nachricht verschickt. Diese geht an alle Smartphone-Besitzer, die sich zum Sendezeitpunkt innerhalb einer bestimmten Funkzelle aufhalten.

Menschen oder Regionen können dadurch sehr gezielt gewarnt werden: Der lokale Katastrophenschutz könnte so auch nur einige Mobilfunktürme auswählen, die eine Warnmeldung aussenden. Falls im Katastrophenfall die Mobilfunknetze überlastet sind oder es zu einer unterbrochenen Stromversorgung kommt, können Menschen so eher erreicht werden, da das Cell Broadcast Warnsystem die Netzkapazitäten schont.

Im Gegensatz zu Warnsystemen wie Nina oder Katwarn muss man keine App haben, um alarmiert zu werden. Man muss auch keine Mitteilungs-App für das Lesen von SMS öffnen, da der Warntext ohne Zusatz-Anwendung auf dem Bildschirm erscheint. Mit dem Eintreffen des Warntextes ertönt ein lautes Tonsignal.

Welche Maßnahmen zu besserem Katastrophenschutz gibt es sonst noch?

Für eine bessere Vorbereitung der Bevölkerung auf Krisenlagen sollen Bürgerinnen und Bürger aktiver eingebunden werden. So werde laut der Innenministerin ab 2023 gemeinsam mit den Ländern ein Bevölkerungsschutztag eingeführt. Dabei solle für Schutzmaßnahmen des Staates, aber auch für die individuelle Vorsorge geworben werden. So soll die "Resilienzfähigkeit der Gesellschaft" gestärkt werden.

Auch die Warn-App "Nina" soll nach der Bundesinnenministerin Faeser weiter ausgebaut werden. Sie habe sich gerade in Corona-Zeiten als Mittel für Krisenkommunikation und Plattform für Hinweise der Bundesregierung bewährt, so die Ministerin. Gegen die Nina-Warn-App spricht allerdings, dass sie aktuell nur 10 Millionen Menschen nutzen.

Sirenen würden ebenfalls ausgebaut und auf ihre Funktion getestet, erklärte die Ministerin.

Wie steht es bei dem Warnsystem um den Datenschutz?

Um den Datenschutz müssen sich Nutzerinnen und Nutzer keine Sorgen machen. Die Meldung wird versendet, ohne dass personenbezogene Daten erhoben oder verarbeitet werden.

Das bekräftigte auch Manuel Atug, der Sprecher der AG KRITIS, einer unabhängigen Arbeitsgruppe, die sich mit kritischer Infrastruktur auseinandersetzt, gegenüber dem ZDF. Das Cell Broadcast Warnsystem sei die "datenschutzfreundlichste Art und Weise" die Bevölkerung zu warnen, so Atug. Es sei vollständig anonym, weil es keine Daten über den Nutzer benötige.

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