Süddeutsche Zeitung

CE-Aufkleber:"Besser gar nicht erst kaufen"

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Der kleine CE-Aufkleber lässt EU-Bürger Produkten vertrauen. Am Markt sind aber auch gefälschte CE-Zeichen aufgetaucht. Woran man die erkennt.

Interview von Daniela Prugger

Der Wlan-Verstärker war ein Schnäppchen, entpuppte sich letztlich aber als teurer Spaß: Die Verbraucherzentrale Niedersachsen berichtete, dass sich der Verstärker in der Praxis als Störquelle für andere vernetzte Geräte erwies, der Prüf- und Messdienst der Bundesnetzagentur ausrückte und der Käufer des Wlan-Zubehörs aus Fernost die Kosten dafür tragen musste. Dabei trug das fehlerhafte Gerät ein CE-Kennzeichen, das in der Europäischen Union eigentlich garantieren soll, dass ein Produkt bestimmten Sicherheitsanforderungen entspricht. Allein: es war gefälscht. Kathrin Körber, 42, Rechtexpertin der niedersächsischen Verbraucherzentrale, erklärt, was es mit dem CE-Kennzeichen auf sich hat.

SZ: Wie können Verbraucher überprüfen, ob ein Produkt, das sie kaufen, sicher ist?

Kathrin Körber: Es wäre sinnvoll, zu schauen, ob es sich um eine Originalware handelt. Wie ist der Artikel beschrieben, wie hoch ist der Kaufpreis, auch ein Blick in Internet-Bewertungen kann helfen. Möglicherweise sind hier schon erste Sicherheitsmängel benannt. Verbraucher können sich außerdem im Schnellwarnsystem auf den Seiten der Europäischen Kommission informieren, welche Produkte als gefährlich eingestuft sind.

Welche Rolle spielt das CE-Etikett in punkto Sicherheit?

Ich glaube nicht, dass Verbraucher das CE-Kennzeichen - und wir sprechen immer von einem Kennzeichen - so empfinden wie ein Bio- oder Vertrauenssiegel. CE sagt nur, dass Produkte laut Hersteller den Sicherheitsanforderungen der EU entsprechen

Was hat ein Hersteller davon, das Kennzeichen unberechtigterweise aufzukleben oder gar zu fälschen?

Die Verbraucher in der EU sind mit dem CE-Kennzeichen vertraut. Sie dürfen erwarten, dass das Produkt den Gesundheits- und Sicherheitsanforderungen entspricht. Und letztlich geht es jedem Verkäufer darum, seine Artikel zu verkaufen.

Woran erkennt man als Verbraucher ein gefälschtes CE-Kennzeichen?

Falsche CE-Kennzeichen erkennt man daran, dass die beiden Buchstaben zu nahe aneinander stehen, der Mittelstrich von dem E zu weit hinaus ragt und rechtsbündig ist. Das echte "CE Kennzeichen" ist abgestimmt und wenn Sie das "C" als Kreis darstellen, dann überschneidet es sich mit dem "E".

Könnte man sagen, dass Hersteller mit dieser Erwartungshaltung spielen?

Ja, das kann man so sagen. Vor allem Hersteller oder Händler aus Drittländern spielen damit, dass Verbraucher sich auf das CE-Kennzeichen verlassen und nicht genauer auf das Produkt schauen. Doch vor allem dann, wenn es um Produkte geht, die offensichtlich aus dem asiatischen Raum kommen, wurde ich schon oft gefragt, ob es nicht auch provokant vom Kunden sei, sie dann überhaupt zu kaufen.

Auf der anderen Seite werden viele Elektroartikel nun mal dort hergestellt.

Richtig! Deshalb müssen Verbraucher genauer hinschauen und sich sensibilisieren. Der Verbraucher muss sich jedoch auch bewusst sein, dass die CE-Kennzeichnung zwar kein Qualitätssiegel ist, jedoch als Kennzeichen auf den Produkten angebracht sein muss.

Wie oft kommt es zu Problemen mit Produkten, die ein gefälschtes CE-Kennzeichen tragen?

Bei vielen Produkten aus dem asiatischen Raum ist das CE-Kennzeichen falsch. Wir erfahren davon erst, wenn sich die Verbraucher bei uns melden. Im aktuellen Fall um einen Wlan-Verstärker aus China hatte der Verstärker eine viel höhere Sendeleistung, als frequenztechnisch in Europa erlaubt. In solchen Fällen darf der Prüf- und Messdienst der Bundesnetzagentur ausrücken und die Störquelle suchen. Der Verbraucher bleibt dann auch auf diesen Einsatzkosten sitzen.

Woran sollen denn Verbraucher erkennen können, ob es zu Unrecht auf einem Produkt klebt?

Neben dem Kennzeichen müssen der Firmenname und die Adresse des Herstellers aufgeführt sein. Wenn das nicht der Fall ist, kann man das Ganze gleich an den Händler zurückschicken. Besser: Der Verbraucher sollte es gar nicht erst kaufen.

Warnen Sie vor CE-Kennzeichen hauptsächlich dann, wenn die Produkte aus dem asiatischen Raum kommen?

Wir warnen nicht grundsätzlich vor Artikeln aus dem asiatischen Raum bzw. aus Drittländern. Nicht alles ist schlecht und nicht alle sind unsicher. Aber dann, wenn Verbraucher meinen, einen sicheren und gut funktionierenden Wlan-Verstärker zu kaufen, dieser jedoch zu einer absoluten Störquelle für andere wird, nehmen wir dies zum Anlass, auf Produkte mit einem falschen CE-Kennzeichen aufmerksam zu machen.

Wenn der Kunde durch ein Produkt mit falschem oder nicht rechtmäßig angebrachten CE-Kennzeichen zu Schaden kommt - was macht er dann?

Wenn ein Produkt den Sicherheitsstandards nicht entspricht und jemanden verletzt oder Nebenkosten entstehen, dann hat man als Verbraucher natürlich Ansprüche auf Schadenersatz. Den müssen die Verbraucher bei den Händlern oder den Herstellern geltend machen. Nur: Wenn diese in Asien sitzen, werden Verbraucher ihre Rechte nicht durchsetzen können. In Deutschland - ja. In der Europäischen Union - ja. Aber in Asien stelle ich mir das ausgesprochen schwierig vor.

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