Cate Blanchett:Die Nebenrolle

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Universell im Einsatz: Cate Blanchett in der Schweiz Mitte Januar bei der Uhrenmesse in Genf.

(Foto: Harold Cunningham/Getty Images)

Die australische Schauspielerin und zweifache Oscar-Gewinnerin wird in Davos für ihr ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingshilfe geehrt. Blanchett ist Sonderbotschafterin der UN-Flüchtlingshilfe.

Von Andrea Rexer, Davos

Ganz anders als sonst: Ungeschminkt, die Haare stehen strubbelig, eine übergroße rosa Brille, ein schwarz-weißer Ringelpullover. Wer Cate Blanchett so vor der Kamera sieht, erkennt die Hollywood-Diva kaum wieder. Sie ist auch passend gekleidet, wenn sie mit syrischen Flüchtlingen in einem Camp in Libanon spricht. Die Flüchtlingsfamilie besetzt hier die Hauptrolle. Cate hört aufmerksam zu, stellt mit ruhiger Stimme ein paar Fragen. Ihre Nebenrolle: Sonderbotschafterin der UN-Flüchtlingshilfe (UNHCR).

Als sie dieses Ehrenamt 2016 annahm, sagte sie schlicht: "Das ist der Job, den ich machen muss." Seither ist sie viel gereist. Nach Libanon, nach Jordanien. Sie hat ihre Stimme erhoben, um die Geschichten zu erzählen, die hinter den "überwältigenden Zahlen", stecken, wie es Blanchett selbst ausdrückt. "16 Millionen Vertriebene. Mehr als seit dem Zweiten Weltkrieg. Das ist unverständlich. Du fühlst dich entmachtet", sagte sie dem australischen Daily Telegraph. Für ihr Engagement bekommt Blanchett am Vorabend des Weltwirtschaftsforums den Kristall-Award. Diesen Preis bekommen auch der Musiker Elton John für seinen Kampf gegen Aids und der Schauspieler Shah Rukh Khan für sein Engagement für Kinder und Frauen in Indien.

"Machen Sie das eigentlich bei den Typen auch?"

Blanchett war schon vor ihrem Einsatz für die UN-Flüchtlingshilfe ehrenamtlich viel unterwegs. Sie half einer Organisation in Afrika mithilfe von Solarlichtern die Lebensumstände verbessern. Sie setzte sich immer wieder lautstark für den Umweltschutz ein. An Preisen mangelt es der australischen Schauspielerin eigentlich nicht. Bei ihr im Regal stehen schon zwei Oscars (2004, 2014), drei Golden Globes und etliche andere Medaillen und Preise. Der Unterschied: diesmal steht nicht ihr Schauspieltalent im Mittelpunkt, sondern das was sie tut, um die Welt besser zu machen.

Denn darum geht es ja der globalen Politik- und Wirtschaftselite beim jährlichen Treffen in der Schweiz: Sie wollen die Probleme der Welt lösen. Deswegen sprechen die 3000 Teilnehmer nicht nur über Handel und Digitalisierung, sondern auch über Hunger, Flüchtlinge und Gleichstellung.

Letzteres ist seit Jahren ein Thema für die Australierin: Blanchett hat schon Sexismus angeprangert, als die Welt die #Metoo-Kampagne noch nicht kannte und der Rest der Filmsternchen zumeist brav die Klappe hielt. Als bei einer Preisverleihung der Kameramann vor ihr in die Knie ging, um ihre Beine in die Großaufnahme zu nehmen, tippte sie ihn an und fragte: "Machen Sie das eigentlich bei den Typen auch?"

Und als ihr 2014 der zweite Oscar verliehen wurde, forderte sie forsch, dass Filme über Frauen kein Nischendasein mehr haben dürften. "Die Welt ist rund, Leute!", rief sie ins Publikum. Geschlechterklischees bekämpft Blanchett auch mit ihren Rollen. So etwa in "Carol", einer Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen in den Fünfzigerjahren. Aber auch in "I'm Not There", als sie Bob Dylan spielte.

Cate Blanchetts Auftritt ist der Auftakt in Davos. Den Schlusspunkt wird US-Präsident Donald Trump setzen. "Schlagen wir den Weg des Mitgefühls ein oder den der Intoleranz", fragte Blanchett 2016, zur Hochphase der Flüchtlingsströme. Sie hat sich für das Mitgefühl entschieden. Dass Trump am Freitag seinen harten Kurs gegen Flüchtlinge aufkündigen wird, ist hingegen nicht zu erwarten.

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