Süddeutsche Zeitung

Nach Corona:Bitte recht sauber

Eine Frage, eine Antwort: Fahren jetzt mehr Leute mit Sharing-Autos?

Von Max Hägler

Wo drohen denn nun die wenigsten Keime? Es ist wohl die Frage des Jahres, in Schulen, im Handel, in der Gastronomie - und auch in der Mobilität. Mittlerweile hat sich zwar gezeigt, dass das Corona-Virus eher nicht auf dem Asphalt und Sitzbänken herumhängt, sondern sich in der Luft befindet, aber die Angst bleibt bei vielen. Und die Frage: Mit welchem Verkehrsmittel fahre ich am sichersten in diesen Seuchenzeiten?

Markterhebungen belegen: Die Öffentlichen, egal ob im Nah- oder Fernverkehr, sind zurückgefallen, sehr deutlich sogar. Gewonnen haben hingegen - zumindest in Deutschland - das schlichte Laufen, das Radeln und das eigene Auto, das hat etwa jüngst eine Untersuchung der Beratungsfirma PwC/Strategy& gezeigt. Und die Mischform, der Wagen in der Kurzzeitmiete, den man nacheinander mit anderen teilt? Dem erging es in den vergangenen Monaten interessanterweise wie den Öffis: Die Nutzer vertrauen offenbar nicht recht - wahrscheinlich, weil unklar ist, wer zuvor das Lenkrad angefasst hat und ob gut durchgelüftet wurde. 77 Prozent geben zumindest in der PwC-Studie an, dass sie auch nach dem Aufheben von Restriktionen weniger in Carsharing-Autos steigen werden als vor der Seuche (ähnlich sind die Zahlen bei Taxis). Die Deutschen wenden sich derzeit ab von geteilter Mobilität, das berichtet auch Barbara Lenz, Direktorin vom Institut für Verkehrsforschung in Berlin. Selbst Freenow, ein Carsharing-Vermittler, berichtet von vermehrt strengen Reiserichtlinien bei Firmen, wodurch die Nutzung solcher Wagen ausgeschlossen wird.

Und doch dürfte die Lage nicht dauerhaft schwierig sein für diese neue Mobilitätsform - ganz im Gegenteil, wie die PwC-Forscher in ihrer eigenen Studie zur Post-Corona-Mobilität prophezeien: In diesem Jahr werden sechs Prozent aller Personenkilometer mit Mietwagen aller Art zurückgelegt sein; der Anteil werde im Jahr 2025 auf zehn Prozent steigen und im Jahr 2030 auf 16 Prozent. Und auch bei BMW - neben Daimler Haupteigentümer von Freenow und Sharenow - sieht man eher solche positiven Tendenzen: "Carsharing ist eher einer der Gewinner", sagt Finanzvorstand Nicolas Peter; in einer "wachsenden Zahl" von europäischen Städten verdiene man Geld, es gebe gute Pläne für das kommende Jahr.

Für alle relevant ist indes, was PwC zu den Prioritäten der Carsharing-Nutzer herausgefunden hat. Damit sie künftig öfter einsteigen, ist vielen eine gute Reinigung wichtig. Aber auch eine sichere Verfügbarkeit und niedrigere Preise.

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