Carlos Slim:Mexikaner steigt mit Milliardenbetrag bei E-Plus-Mutter ein

Er gilt als reichster Mann der Welt. Sein Vermögen verdankt Carlos Slim dem Geschäft mit Telekommunikation. Weil es in der Branche in Nord-, Süd- und Mittelamerika nicht mehr genug für ihn einzukaufen gibt, schaut er jetzt nach Europa.

Dem reichsten Mann der Welt wird der amerikanische Kontinent zu klein. Der mexikanische Milliardär Carlos Slim hat sein Vermögen hauptsächlich mit der Telekommunikation gemacht und will nun die europäischen Märkte erobern. Sein Unternehmen América Móvil hat angekündigt, seine Anteile an der niederländischen E-Plus-Mutter Royal KPN NV deutlich zu erhöhen, von knapp fünf auf 28 Prozent. Pro Aktie bieten die Mexikaner acht Euro, das sind knapp 24 Prozent mehr als der KPN-Schlusspreis am Montag. Insgesamt zahlt Slims Konzern damit 3,2 Milliarden Euro. Laut Bloomberg wäre es die größte Investition von América Móvil außerhalb Lateinamerikas. Das Angebot soll spätestens Anfang Juni erfolgen.

Slim nutzt die europäische Schuldenkrise um sich neue Märkte zu erschließen. Zu Hause könne die Firma nicht mehr wachsen, wird Finanzvorstand Carlos Garcia Moreno zitiert. KPN sei ein erster Schritt, um sich die europäischen Märkte näher anzusehen. Ob weitere Investitionen folgen werden, ließ Moreno offen. "KPN ist Ziel unserer ersten Investition. Europa geht durch wirtschaftlich schwierige Zeiten. Wir haben einen langfristigen Investitionshorizont. Wir lassen uns Zeit."

Die KPN-Aktien waren in diesem Jahr um rund 30 Prozent gefallen, gleichzeitig muss das Unternehmen große Summen in das heimische Breitband-Netz investieren. Erst im April hatte es angekündigt, 5000 Stellen bis 2013 zu streichen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging im ersten Quartal um 13 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro zurück. Auf das Interesse der Mexikaner reagierte KPN noch zurückhaltend, man sehe es "mäßig positiv".

Monopolistische Praktiken und Rekordtarife

América Móvil gilt mit rund 246 Millionen Mobilfunk-Kunden in Nord-, Mittel- und Südamerika als das drittgrößte Mobilfunkunternehmen der Welt. Der Konzern macht einen Großteil von Slims Vermögen aus, das Forbes auf 63 Milliarden Dollar schätzt. Er ist entstanden aus dem Telefon-Monopolisten Telmex, den Slim 1990 preiswert vom mexikanischen Staat kaufte, und der bis heute 80 Prozent des mexikanischen Festnetzes besitzt. Zum Konglomerat gehört auch die Firma Telcel, die 70 Prozent des mexikanischen Handynetzes kontrolliert. Die Tarife in dem Land gehören zu den höchsten der Welt. Wegen "monopolistischer Praktiken" verhängte das mexikanische Kartellamt im Frühjahr eine Geldstrafe von mehrere Milliarden Pesos gegen Telcel, zog das Urteil allerdings bald wieder zurück.

Den Magnaten Slim dürfte das nicht umwerfen. Es heißt, kein Mexikaner schafft es auch nur einen Tag zu überstehen, ohne einen Pesos in Slims Tasche zu stecken. Außer in der Telekommunikationsbranche ist er im Einzelhandel, im Bankensektor und im Baugewerbe engagiert, und sicherte sich unter anderem Anteile bei Apple und der New York Times.

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