Für die Eroberung des europäischen Marktes hat der chinesische Autohersteller BYD eigentlich an alles gedacht. An prominenten Plätzen in EM-Städten hat er seine Autos präsentiert. Jeden erdenklichen Zentimeter an Werbefläche in Fanzonen, Stadien und am Spielfeldrand gekauft. Doch die deutsche Domain zu erwerben – das hat das Unternehmen wohl versäumt.
Wer „www.byd.de“ ins Suchfeld eingibt, wird nicht mit dem vollständigen Namen der Automarke „Build your Dreams“ (auf Deutsch: „Bau Deine Träume“) empfangen. „Buy your Dildo“ („Kauf Deinen Dildo“) heißt es stattdessen auf pinkfarbenem Hintergrund, das ein wenig an die neuen Auswärtstrikots des DFB erinnert.
Noch bietet der Onlinehändler allerdings gar nichts an, was man auch kaufen könnte. „Cumming soon“ heißt es dazu, weiteres kommt bald. „Tatsächlich ist das ’Unklare’ und die Spannung ein Teil unserer Strategie“, schreibt die in Berlin ansässige Firma auf Anfrage. Weil aber so viele Auto-Interessierte auf der Webadresse gelandet sind, musste die Firma klarstellen, dass sie kein Sponsor der Fußball-EM ist. Als Tesla-Chef Elon Musk ihre Seite gepostet hat, sei der Traffic so hoch gewesen, sodass sie zeitweise ihre Server abstellen musste, heißt es von der Firma.
Einst hatte sich Musk über den chinesischen Autohersteller in einem Interview lustig gemacht, doch nun kommt sein Konkurrent ihm gefährlich nah. Gegen Ende vergangenen Jahres war BYD kurzzeitig der größte E-Autobauer weltweit, musste dann aber wieder seinen Platz an Tesla angeben. Für das zweite Quartal in diesem Jahr meldet BYD wieder höhere Verkaufszahlen, während Tesla mit sinkenden Absätzen rechnet.
Trotz der guten Zahlen bleibt bei BYD eine große Baustelle: der europäische Markt, wo sich der Autohersteller bislang unter dem Radar befindet. Dass BYD offizieller Automobilpartner der EM ist, und nicht wie sonst VW, dürfte seine Bekanntheit deutlich gesteigert haben.

Miles:Augen auf bei der Firmennamen-Wahl
Der Name eines Carsharing-Anbieters wird auf den Wagen gern verunstaltet. Statt Miles steht dort dann der sexualisierte Begriff Milfs. Die Firma ist genervt.
Doch nicht nur die BYD-Domain löst bei den Deutschen Verwirrung aus. Auf den Werbebanden im Stadion präsentiert sich BYD als „Nummer 1 NEV-Hersteller“. Blöd nur, dass die wenigsten hier wissen, was das bedeutet. In China hingegen, wo BYD Marktführer ist, ist die Abkürzung für „New energy vehicles“ längst bekannt. Unter dieser Bezeichnung werden sowohl reine Elektroautos als auch Plug-in-Hybride gefasst.
Wer in einen neuen Markt vordringen will, muss also das fremde Publikum mit all seinen Eigenheiten kennen. BYD ist aber bei Weitem nicht der einzige Autohersteller, der in diesen Fragen Nachholbedarf hat. Als Toyota den Sportwagen MR2 auf den Markt brachte, hat das Unternehmen wohl nicht bedacht, dass der Wagen auch „mer-deux“ ausgesprochen werden kann – und zu sehr dem französischen Schimpfwort „merde“ (auf Deutsch: Scheiße) ähnelt. Bis zu seiner Einstellung 2007 war der Wagen in Frankreich dann nur als MR bekannt.
Es scheint BYD bislang aber nicht zu stören, dass potenzielle Kunden aus Deutschland bei Sexspielzeugen, und nicht bei ihren Autos landen. Der Berliner Firma zufolge hat es mit dem Namensvetter keine Gespräche über Domain-Übernahmen gegeben. Es bleibt also die Aufgabe der Berliner Firma, auf die richtige Seite des Autoherstellers (www.byd.com) zu verweisen. Und„trotzdem allen Fans noch viele spektakuläre Höhepunkte“ zu wünschen.