Bundeswehr:Volle Packung

Bundeswehr: Die Fertiggerichte von Janine Delfs kann man im Kocher warm machen oder zur Not auch kalt essen.

Die Fertiggerichte von Janine Delfs kann man im Kocher warm machen oder zur Not auch kalt essen.

(Foto: Bundeswehr/ Tim Dulleck)

Janine Delfs sorgt bei der Bundeswehr fürs Essen im Feld. In ihrer Arbeit spiegeln sich auch die Veränderungen der Truppe. Die Ansprüche steigen - auch ans Essen.

Von Christoph Gurk

Manchmal schreiben Soldaten Janine Delfs Mails. Es geht dann meist ums Essen, genauer gesagt um den Inhalt der Verpflegungspakete, die Soldaten von der Bundeswehr bekommen, wenn sie nicht in der Kantine oder einer Feldküche versorgt werden können. "Einmannpackung" heißen sie offiziell, kurz EPa. Sie sollen eine Soldatin oder einen Soldaten einen Tag lang ernähren, mit Fertiggerichten, die man über einem Kocher warm machen kann, im Notfall aber auch kalt essen könnte.

Zuständig für das Essen der Truppe ist das Verpflegungsamt der Bundeswehr in Oldenburg. Janine Delfs und ihr Team kümmern sich dort um den Inhalt der EPas. Sie müssen dafür sorgen, dass nichts in den Paketen landet, das bei den Soldaten nicht ankommt oder im schlimmsten Fall sogar verdorben ist, wenn sie im Feld die Packung öffnen. Seit 2010 arbeitet Delfs im Verpflegungsamt. Sie sagt: "Man entwickelt mit der Zeit ein Gefühl dafür, was Soldaten mögen, und was nicht".

Die traditionellen Hartkekse, auch "Panzerplatte" genannt, gingen zum Beispiel immer, sagt Delfs. Auf der anderen Seite seien manche Wünsche aber auch einfach nicht erfüllbar. Hamburger mit Pommes? Technisch einfach nicht machbar, egal wie sehr es sich die Truppe wünscht. Selbst Tomatensoße sei ein Problem, weil sie beim Erhitzen schnell braun wird. Was geht, sind zum Beispiel Schupfnudeln mit Fleischbällchen in Rahmsoße. Oder Gulasch vom Rind mit Kartoffeln. Dazu gibt es einen Nachtisch und Zwischenmahlzeiten, Brot mit Belag und Energieriegel, Cappuccino- und Getränkepulver und auch Kaugummis.

Verglichen mit einst ist das purer Luxus. Schon in der preußischen Armee gab es eine Notration, damals enthielt die "Eiserne Ration" für Soldaten aber vor allem Brot, Fleischkonserven und Erbswurst. An der Vielfalt änderte sich kaum etwas, vier Typen Einmannpackungen gab es bis zur Wiedervereinigung bei der Bundeswehr, alle berühmt-berüchtigt bei der Truppe wegen ihres oft sehr faden Inhalts.

Heute dagegen gibt es gleich ein gutes Dutzend Varianten, die jährlich wechseln. Die Bundeswehr muss sich massiv um Nachwuchs kümmern, gutes Essen mag zwar nicht entscheidend dabei sein, immerhin aber ein Faktor von vielen. Natürlich gibt es heute auch vegetarische EPas und Versionen ohne Schweinefleisch. Und natürlich werden die EPas auch nicht mehr nur darauf getestet, ob sie im heimischen Mischwald bei Übungen Bestand haben, sondern auch ob sie der sengenden Sonne Malis im Auslandseinsatz widerstehen oder den Temperaturen am Hindukusch. Delfs und ihre Kollegen haben dafür extra Klimaöfen. "Wir machen hier Stresstests mit den Produkten bei bis zu 49 Grad. Verpackt in einen Rucksack bei einem Einsatz in der Wüste ist eine EPa leicht solchen Temperaturen ausgesetzt".

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Delfs ist gelernte Lebensmitteltechnologin, nach ihrem Abschluss an der Hochschule Bremerhaven ging sie zum Backwarenhersteller Lieken. Als sie sich nach ein paar Jahren beruflich verändern wollte, entdeckte sie im Netz eine Stellenausschreibung bei der Bundeswehr. "Mich hat das überrascht", sagt Delfs, "ich wusste nicht, dass die Bundeswehr sich überhaupt mit solchen Dingen beschäftigt." Delfs hat nicht gedient, sie hatte zuvor keinen Kontakt zur Bundeswehr, ein paar Bedenken habe sie deshalb schon gehabt, sagt sie, letztlich aber dennoch die Bewerbung losgeschickt.

Neun Jahre ist das jetzt her und Delfs sagt: "Für mich als Lebensmitteltechnologin ist der Job hier perfekt". Jeden Tag gäbe es etwas Neues, jeden Tag eine Herausforderung. Neue Gerichte finden, mit Herstellern reden und natürlich immer den Geschmack der Truppe treffen. Ob das gelingt, weiß Delfs durch spezielle Befragungen unter den Soldaten, aber eben auch durch die Mails, die sie manchmal bekommt, positive wie negative. Und natürlich probieren Delfs und ihre Kollegen alle neuen Gerichte auch selbst. Manchmal stehen an einem Vormittag 30 Stück auf dem Plan. Man esse am Ende natürlich immer nur jeweils einen Löffel, sagt Delfs, dennoch: "Mittags braucht man dann kein Essen mehr."

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