Fußball-Bundesliga:Leere Ränge, rote Zahlen

Fußball-Bundesliga: Leere Ränge im Borussia-Park-Stadion in Mönchengladbach: Die Vereine leiden darunter, dass sie lange keine Tickets verkaufen konnten.

Leere Ränge im Borussia-Park-Stadion in Mönchengladbach: Die Vereine leiden darunter, dass sie lange keine Tickets verkaufen konnten.

(Foto: Martin Meissner/AP)

Die Fußball-Bundesliga steckt in einer wirtschaftlichen Krise: In der Pandemie sind die Umsätze gesunken, die Zeiten des ewigen Wachstums sind erstmal vorbei. Trotzdem steigen die Spielergehälter.

Von Caspar Busse

Das Spitzenspiel zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig an diesem Samstag ist quasi ausverkauft. Das Stadion in Dortmund dürfte also mit mehr als 80 000 Zuschauern gefüllt sein - endlich wieder volle Ränge nach zwei Jahren Corona-Pandemie. Denn auch die die insgesamt 36 Vereine der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga haben diese diese Krise deutlich gespürt.

Vor allem wegen der Corona-Lage ist die Bundesliga nach Jahren des Wachstums in einer wirtschaftlichen Krise. In den Spielzeiten 2019/2020 und 2020/2021 dürfte sie mehr als eine Milliarde Euro Umsatz gekostet haben. Auch in der laufenden Spielzeit wird ein Minus erwartet, so verheißt es jedenfalls der Wirtschaftsreport 2022 der Deutschen Fußball Liga (DFL). Bemerkenswert: Gleichzeitig sind die Gehälter der Spieler und der Trainerstäbe auf einen Höchstwert gestiegen: insgesamt 1,6 Milliarden Euro.

Weniger Einnahmen, mehr Ausgaben führen zu einer dramatischen Lage: So erzielten in der abgelaufenen Saison 2020/21 nur zehn der 36 Klubs ein positives Ergebnis nach Steuern - in der Saison 2018/19 waren es noch 28. In der ersten Liga gebe es nur fünf Vereine, die 2020/21 einen Gewinn erzielt haben, 2018/19 waren es noch 14, heißt es in dem Report. Alle anderen kämpfen mit teilweise hohen Verlusten und steigenden Schulden.

Fußball-Bundesliga: Donata Hopfen (rechts), hier in der Münchner Arena, ist seit Jahresanfang Chefin der Deutschen Fußball Liga.

Donata Hopfen (rechts), hier in der Münchner Arena, ist seit Jahresanfang Chefin der Deutschen Fußball Liga.

(Foto: imago images/MIS)

"Wir erleben eine beispiellose Zäsur. Die Zeit des nahezu selbstverständlichen Wachstums scheint vorüber", sagte die neue Liga-Chefin Donata Hopfen, 46, dazu und fügte an: "Ohne Zweifel wird das unsere Entwicklung in den nächsten Jahren massiv beeinflussen." Die ehemalige Medienmanagerin, die unter anderem für Axel Springer gearbeitet hat, führt seit Jahresanfang die DFL, in der die 36 Vereine der ersten und zweiten Liga organisiert sind.

Sie folgte auf Christian Seifert, der nach 16 Jahren an der DFL-Spitze aufgehört hatte. Unter Seifert gingen die Einnahmen eine lange Zeit nur nach oben, insbesondere die Erlöse aus dem Verkauf der Fernsehrechte legten immer weiter zu. Doch auch Seifert hatte zuletzt kritisiert, viele Vereine hätten jahrelang geglaubt, das Geld kommt einfach "wie der Strom aus der Steckdose". Er mahnte oft "ein äußerst diszipliniertes und weitsichtiges wirtschaftliches Handeln" an, zum Beispiel bei Spielergehältern und Provisionen für Spielerberater.

Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf sind um mehr als 90 Prozent gesunken

"Es gilt, neue Wege zu finden, wie wir den deutschen Profi-Fußball wirtschaftlich zukunftssicher machen - entlang unserer Traditionen und Werte", teilte Hopfen nun mit. Das Problem: Während der Pandemie fanden die meisten Spiele vor leeren Rängen statt. Die Ticketeinnahmen sind deshalb im Vergleich zur letzten Vor-Pandemie-Saison um mehr als 90 Prozent gesunken: 2018/19 waren es noch rund 650 Millionen Euro, in der vergangenen Spielzeit nur 35,5 Millionen Euro. Bereits jetzt ist klar, dass in der laufenden Runde die Einnahmen aus der Verwertung der Medienrechte und die Erlöse aus der internationalen Vermarktung unter denen vom Jahr zuvor liegen werden. Nicht absehbar ist zudem, welche wirtschaftlichen Folgen der Krieg in der Ukraine für den Profi-Fußball haben wird.

Der Gesamterlös aller 36 Vereine ist 2020/21 auf 4,05 Milliarden Euro gesunken, davon entfallen 3,5 Milliarden auf die 18 Klubs der ersten Liga. Darunter sind Vereine wie der FC Bayern München und Borussia Dortmund, die sehr hohe Umsätze machen und gut aufgestellt sind. Auf der anderen Seite gibt es viele kleinere Vereine, die nur auf zweistellige Millionenumsätze kommen. Diese hat der Wegfall der Ticketeinnahmen deutlich härter getroffen. Die Abhängigkeit vom Verkauf von Medienrechten steigt; diese sind zwar auch rückläufig, aber nicht so stark, sie machen nun fast die Hälfte aller Umsätze aus. Gezahlt wird das von den Bezahlsendern Sky und Dazn, aber auch von öffentlich-rechtlichen Anstalten und anderen Rechteinhabern wie Axel Springer.

Fußball-Bundesliga: Nicht massenkompatibel: Bundesligapartie zwischen Arminia Bielefeld und der Spielvereinigung Fürth.

Nicht massenkompatibel: Bundesligapartie zwischen Arminia Bielefeld und der Spielvereinigung Fürth.

(Foto: Friso Gentsch/dpa)

Dazu kommen hausgemachte Probleme der Vereine - viele werden oft nicht besonders professionell gemanagt. Die Attraktivität der ersten Liga leidet zudem darunter, dass beliebte Traditionsvereine wie Schalke 04, Werder Bremen, 1. FC Nürnberg oder der Hamburger SV mittlerweile in der zweiten Liga spielen und durch Klubs wie die SpVgg Greuther Fürth ersetzt wurden, die nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Schließlich gab es erneut einen deutlichen Rückgang bei den Transfererlösen: Der Verkauf von Spielern brachte den deutschen Vereinen nur noch 469 Millionen Euro ein.

Die DFL verwies darauf, dass sich die Spiele ohne Fans auch auf die direkt und indirekt bei der Bundesliga Beschäftigten ausgewirkt haben. Diese Personenzahl sei vorübergehend um etwa 50 Prozent auf 26 183 gesunken. Hauptbetroffene seien die Beschäftigten im Stadion, etwa in der Sicherheit oder im Catering.

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