Süddeutsche Zeitung

Bundesbank zur Euro-Krise:Ran an die Vermögen

Die Bundesbank will künftig die Reichen eines Landes zur Kasse bitten, bevor die Nachbarländer helfen. Das dürfte nicht nur den Linken gefallen.

Ein Kommentar von Claus Hulverscheidt, Berlin

Die Bundesbank hat im Kampf gegen die Euro-Krise eine Idee unterbreitet, die auf den ersten Blick so gar nicht zu den Gralshütern von Marktwirtschaft und Geldwertstabilität passen will: Klamme Regierungen sollen künftig zuerst die gut Betuchten im eigenen Land schröpfen, bevor sie die Steuerzahler der Nachbarländer um Hilfe bitten. "Einmalige Vermögensabgabe" lautet der Fachbegriff - gut möglich, dass Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine am Montag eine Flasche Wein geköpft haben.

Nicht nur Gerechtigkeits-, sondern auch ökonomische Gründe sprechen für den Vorschlag. Jede Staatenrettungsaktion rettet nämlich immer auch Privatvermögen vor der Vernichtung - deren Eigentümern ist also ein Kostenbeitrag zuzumuten. Und: Ein Staat ist kein abstraktes Gebilde, sondern die Summe seiner Bürger. Also müssen die Bürger auch einstehen, wenn dieser Staat ins Wanken gerät; allen voran die Vermögenden.

Wie immer, wenn es ums Geld geht, wird sich die Idee aber nur schwer umsetzen lassen. So müsste etwa geklärt werden, wie sich im Fall der Fälle eine Kapitalflucht und ein Verfall der Immobilienpreise verhindern lassen. Vor allem aber stellt sich die Frage, warum die Idee einer Vermögensabgabe erst jetzt die Regierungs- und Notenbankzentralen der EU erreicht. Die griechischen Reeder etwa, die bis heute keine Steuern zahlen, lachen sich auf ihren Yachten ins Fäustchen.

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Quelle:
SZ vom 28.01.2014/sks
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