Süddeutsche Zeitung

Bundesbank:Libra genau prüfen

Die Währungshüter haben Bedenken bei Facebooks Plänen, eine eigene Digitalwährung einzuführen. Sie sehen aber auch Vorteile für Verbraucher.

Aufseher und Währungshüter sollten aus Sicht der Bundesbank die Facebook-Pläne zur Einführung einer eigenen Digitalwährung sorgfältig unter die Lupe nehmen. Zwar müssten Neuerungen, die für mehr Wohlstand sorgen und Kosten im Zahlungsverkehr senken könnten, ermöglicht werden, teilte sie in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht mit. "Jedoch dürfen wichtige Ziele wie die Geldwertstabilität, die Finanzstabilität und die Sicherheit des Zahlungsverkehrs nicht kompromittiert werden." Auch müsse der Wettbewerb im europäischen Zahlungsverkehrsmarkt sichergestellt bleiben.

Facebook hatte angekündigt, 2020 eigenes Digitalgeld namens Libra einführen zu wollen. Nach Einschätzung der Bundesbank könnte es sich spürbar auf das Finanzsystem und die Notenbanken auswirken, sollten solche wertstabilen Kryptowährungen mit großer Reichweite schnell eine starke Position im Zahlungsverkehr gewinnen. Aktuell sei aber noch unklar, ob und wie umfangreich derartiges Digitalgeld künftig als Zahlungsmittel genutzt werde.

Die Zentralbank ist skeptisch, ob sie selbst Digitalgeld ausgeben sollte

Anders als die Cyberdevise Bitcoin soll Libra an einen Korb von Währungen gekoppelt werden. Damit soll das digitale Facebook-Geld weniger schwankungsanfällig sein. Die Diskussionen um solche sogenannten "Stablecoins" hatten zuletzt auch die Frage aufkommen lassen, ob Notenbanken nicht eigenes digitales Zentralbankgeld ausgeben sollten. Die Bundesbank ist hier weiterhin skeptisch. Aus heutiger Perspektive sei dafür keine Notwendigkeit erkennbar, heißt es im Monatsbericht.

Facebooks Pläne für eine eigene Kryptowährung sind umstritten. Aufseher und Finanzregulierer befürchten unter anderem, dass Libra zur Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung genutzt werden könnte. Sie wollen zudem wissen, welche Sicherheitsnetze Facebook und die anderen Mitglieder des Libra-Konsortiums in Anschlag bringen, um auch einem möglichen Ansturm auf die Reserven widerstehen zu können.

Die G-7-Staaten hatten vergangene Woche bei ihrem Finanzminister-Treffen ernste Bedenken geäußert. Die G7 wollen das Facebook-Projekt Libra und andere Kryptowährungen vor hohe Hürden stellen. Bevor "ernstzunehmende Aufsichts- und Systembedenken" nicht angegangen seien, sollten die digitalen Währungen nicht zum Einsatz kommen, gaben die Finanzminister der führenden sieben Industrienationen am Donnerstag in der Abschlusserklärung ihrer Konferenz im französischen Chantilly bekannt. Kryptowährungen müssten aus Sicht der Finanzminister die "höchsten Standards" finanzieller Regulierung erfüllen, damit Geldwäsche verhindert oder Gefahren für die Stabilität des Finanz- und Bankensystems ausgeräumt werden könnten.

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SZ vom 23.07.2019 / Reuters/AP
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