Bundesbank:Höhere Inflation bleibt länger

Die Bundesbank guckt in die Zukunft. Sie hat schlechte Nachrichten für Sparer. Auch der Klimawandel macht ihr Sorgen.

Von Reuters

Die Bundesbank erwartet bis weit ins kommende Jahr hinein eine erhöhte Inflation in Deutschland. Die Volkswirte der deutschen Notenbank gehen in ihrem am Montag vorgelegten Monatsbericht davon aus, dass ab September bis zum Jahresende vorübergehend sogar Teuerungsraten zwischen vier und fünf Prozent möglich sein werden. "Anfang 2022 dürfte sich die Teuerung zwar spürbar ermäßigen, aber bis zur Jahresmitte noch über zwei Prozent liegen", heißt es in dem Bericht weiter.

Die Teuerungsrate war wegen steigender Benzin- und Nahrungsmittelpreise im August mit 3,9 Prozent so stark ausgefallen wie seit fast 28 Jahren nicht mehr. Viele Fachleute gehen davon aus, dass sie in den kommenden Monaten wegen Sondereffekten Richtung fünf Prozent anziehen dürfte. Preistreibend wirken auch Lieferschwierigkeiten bei einigen Vorprodukten wie etwa Halbleitern, die in der Folge der Corona-Krise knapp geworden sind. Dies hemmt auch die Entwicklung der Industrie.

Die Bundesbank verweist darauf, dass die Industrieproduktion im Juli zwar zum ersten Mal seit vier Monaten wieder stieg. Dies sei aber wohl weitgehend auf die Lage der Sommerferien zurückzuführen. Insgesamt dürfte die deutsche Wirtschaftsleistung laut Prognose der Bundesbank im dritten Quartal kräftiger klettern als im Frühjahr mit 1,6 Prozent. Wegen der Lieferkettenprobleme in der Industrie sei jedoch noch nicht damit zu rechnen, dass der Vorkrisenstand aus dem vierten Quartal 2019 bereits wieder erreicht werde.

In ihrem Monatsbericht warnt die Bundesbank ferner vor Gefahren einer Kapitalentwertung durch wirtschaftliche Folgewirkungen des Klimawandels. Das Risiko sogenannter "stranded assets" auf Unternehmensebene könne die Umsetzung der Geldpolitik erschweren, die Kreditwürdigkeit von Banken beeinträchtigen und das Kreditangebot mindern. Als "stranded assets" bezeichnet die Bundesbank die plötzliche oder schleichende Entwertung der Kapitalbasis eines Unternehmens oder einer Branche, wenn dieses Kapital nicht mehr zur Produktion eingesetzt werden darf oder die Produktion infolge höherer CO₂-Preise nicht mehr rentabel ist.

Generell stelle der Klimawandel das Eurosystem mit Blick auf die Erreichung des Ziels der Preisstabilität vor neue Aufgaben, heißt es in dem Bericht weiter. Die Realwirtschaft und auch die Inflation würden als Folge von Extremwetterereignissen in Zukunft schwankungsanfälliger. Unter anderem deshalb solle das Eurosystem regelmäßig einem Klima-Stresstest unterzogen werden, um mögliche Schieflagen bei klimabedingten finanziellen Risiken zu erkennen.

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hatte kürzlich klar gemacht, die Europäische Zentralbank (EZB) sollte keine eigene Klimapolitik betreiben. "Es steht uns nicht zu, Ergebnisse der demokratischen Willensbildung von Parlamenten und Regierungen zu korrigieren oder vorwegzunehmen", sagte er bei einer Veranstaltung. Der EZB-Rat hatte im Juli beschlossen, Klimaschutzaspekte stärker in seinen geldpolitischen Handlungsrahmen einfließen zu lassen.

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