Bundesbank:Neuer Präsident, alte Probleme

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Wechsel in Frankfurt: Joachim Nagel (rechts), der neue Präsident der Deutschen Bundesbank, zusammen mit seinem Vorgänger Jens Weidmann. (Foto: Nils Thies/dpa)

Bundesbankpräsident Joachim Nagel warnt zum Amtsantritt vor anhaltend hoher Inflation: Die Geldpolitik müsse auf der Hut sein, gemeint ist die EZB.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Der neue Bundesbankpräsident Joachim Nagel befürchtet, dass die Inflation in Europa noch eine ganze Weile hoch ausfallen könnte. Er sehe "derzeit eher die Gefahr, dass die Inflationsrate länger erhöht bleiben könnte als gegenwärtig erwartet", sagte Nagel am Dienstag bei einer im Internet übertragenen Feier anlässlich seiner Amtsübernahme von Vorgänger Jens Weidmann. Der hatte sein Amt als Bundesbankpräsident zum Jahreswechsel aus persönlichen Gründen vorzeitig abgegeben. Auf Jahressicht sind die Preise in der Euro-Zone zuletzt im Dezember um fünf Prozent geklettert - das ist der höchste Wert seit Beginn der Inflationsmessungen für die Währungsunion im Jahr 1997.

Trotz der steigenden Preise setzt die EZB ihre Nullzinspolitik weiter fort. Die Notenbank geht noch davon aus, dass die Teuerungsrate in diesem Jahr wieder sinken werde. Nagel bezeichnete den mittelfristigen Preisausblick als "außergewöhnlich unsicher". Er forderte mit Blick auf den EZB-Rat, wo der Bundesbankpräsident nun einen Sitz hat: "Auf alle Fälle muss die Geldpolitik auf der Hut sein." Man müsse sich fragen, ob die lockere Ausrichtung der Geldpolitik noch angemessen sei.

Globale Lieferengpässe sind ein Grund für die hohe Inflation

Im letzten Jahr sind die Inflationsraten weltweit kräftig gestiegen. In den USA um fast sieben Prozent, in Großbritannien um rund fünf Prozent. Die Hauptgründe für den Schub sind globale Lieferengpässe infolge des Corona-Lockdowns und die weltweit starke Rohstoffnachfrage. In Deutschland lagen die Verbraucherpreise im Dezember um 5,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Damit erreichte die Teuerungsrate in Europas größter Volkswirtschaft den höchsten Stand seit Juni 1992. Die Notenbank strebt mittelfristig ein Inflationsziel von zwei Prozent an. "Die Menschen in Deutschland erwarten auch zu Recht, dass die Bundesbank eine hörbare Stimme der Stabilitätskultur ist", sagte Nagel. "Ich kann ihnen versichern: Das wird sie auch bleiben."

Nagels Vorgänger Weidmann hatte sich immer wieder kritisch zur ultralockeren Geldpolitik geäußert. In seiner Abschiedsrede am Dienstag sagte er, die Geldpolitik der EZB sei nach der globalen Finanz- und Euro-Schuldenkrise nie ganz aus dem Krisenmodus herausgekommen: "Der permanente Ausnahmezustand hat Spuren hinterlassen. Das Koordinatensystem hat sich verschoben."

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