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Bundesbank:Deutsches Gold wurde im Kongo gelagert

Warum lagerte deutsches Bundesbank-Gold zwischen 1954 und 1957 im Kongo? Wo befinden sich aktuell Deutschlands Goldreserven? Ein Bericht der Bundesbank versucht erstmals Antworten zu geben - und kommt zu überraschenden Erkenntnissen.

Die Deutsche Bundesbank lagert einen Teil ihrer Goldbestände im Ausland. Heute vor allem in der US-Zentralbank Fed - früher auch anderswo, zum Teil sogar im Kongo. Die Notenbank bestätigte am Freitag einen Bericht des Spiegel, wonach das Haus inzwischen lückenlos nachweisen kann, wo die Barren seit 1951 liegen.

Demnach lagern große Teile der heute mehr als 3000 Tonnen des bundeseigenen Edelmetalls in den USA, Frankreich und England, gut 1036 Tonnen (31 Prozent der Bestände) liegen bei der Bundesbank in Frankfurt. Doch in den Jahren 1953 bis 1957 verwahrte die Bundesbank einen Teil ihres Goldes im damaligen Belgisch-Kongo.

Sie hatte das Edelmetall der Bank für Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel anvertraut. "Die BIZ ist selbst keine Goldlagerstelle. Sie ließ das Gold der Bundesbank bei der SNB in Bern und der Banque Centrale du Congo Belge et du Ruanda-Urundi in Leopoldville verwahren. In den fraglichen Jahren war Kongo eine belgische Kolonie", sagte ein Sprecher der Bundesbank.

Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele kann die Lagerung im Kongo bisher nicht erklären. Erst im Oktober hatte der Bundesrechnungshof die Bundesbank gerüffelt und Zweifel an den Kontrollen der im Ausland gelagerten Schätze befeuert. "Ich war persönlich in diesem Jahr in Frankreich, England und den USA und habe Barren in Augenschein genommen. Die Türen standen für mich überall weit offen", wurde Thiele im Spiegel zitiert.

"Kurzfristige Währungsreserven"

Die Gründe für die Lager im Ausland erklärte der Bundesbank-Vorstand so: "Auch in Zukunft wollen wir Gold an internationalen Goldhandelsplätzen halten, um es im Fall der Fälle binnen kürzester Zeit als Währungsreserve verfügbar zu haben. Gold, das bei Ihnen zu Hause im Tresor liegt, können Sie nicht so einfach als Sicherheit verwenden, um an Devisen zu kommen."

Vor zehn Jahren holte die Bundesbank 940 Tonnen aus England nach Hause. Die britische Notenbank wollte plötzlich mehr Geld für die Einlagerung der Barren haben - In Frankfurt dagegen war noch Platz in den Tresoren.

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