Stabilität:Bundesbank warnt vor Turbulenzen an den Finanzmärkten

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„Es ist nicht auszuschließen, dass wir in eine Phase von Turbulenzen steuern“, sagt Bundesbank-Vorstand Michael Theurer. (Foto: Bernd Weißbrod/dpa)

Die Gefahren von Krieg und Handelszöllen könnten die Stabilität des Finanzsystems gefährden. Zudem steigt die Zahl der Insolvenzen in Deutschland weiter.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Die Bundesbank warnt aufgrund der geopolitischen Spannungen, der Unsicherheit über die künftige US-Wirtschaftspolitik und einer schwachen Wirtschaftsentwicklung hierzulande vor Unruhe an den Finanzmärkten. „Es ist nicht auszuschließen, dass wir in eine Phase von Turbulenzen steuern“, sagte Bundesbank-Vorstand Michael Theurer am Donnerstag zur Vorstellung des jüngsten Finanzstabilitätsberichts der deutschen Notenbank. „Unsere oberste Priorität muss ein widerstandsfähiges Finanzsystem sein“, sagte Theurer.

Insgesamt habe die Finanzwirtschaft die vergangene Hochzinsphase gut verkraftet. In den vergangenen zwölf Monaten sei das Finanzsystem stabil geblieben. „Unsicherheiten für die deutsche Wirtschaft bestehen nach dem Ausgang der Wahlen in den USA im Hinblick auf die konkrete Ausgestaltung der Wirtschaftspolitik“, erklärte die Bundesbank. Der designierte US-Präsident Donald Trump hat in seinem Wahlkampf wiederholt mit höheren Zöllen gedroht, was zu Handelskonflikten führen könnte und auch die deutsche Wirtschaft treffen würde. „Risiken aus geopolitischen Spannungen bleiben hoch und können die Stabilität des Finanzsystems gefährden“, warnte Theurer. „Banken sollten geopolitische Risiken in ihre Szenarien aufnehmen und sich auch auf sehr negative Szenarien vorbereiten.“

Die Bundesbank wies in ihrem Bericht zudem darauf hin, dass die Verluste aus Gewerbeimmobilienkrediten deutlich gestiegen seien, was sich auf wenige Banken und Versicherer beschränke. Hintergrund ist der Preisverfall bei Gewerbeimmobilien, der durch höhere Leitzinsen und den Homeoffice-Trend ausgelöst wurde.

Die Bundesbank rechnet in ihrem Bericht auch im Jahr 2025 mit vielen Unternehmensinsolvenzen in Deutschland. Höhere Zinsausgaben bei anstehenden Anschlussfinanzierungen könnten zu mehr Kreditausfällen beitragen. Auftragsmangel und höhere Kosten zwingen immer mehr Unternehmen in Deutschland zur Geschäftsaufgabe. Im Oktober stieg die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen um 22,9 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Damit liegt die Zuwachsrate seit Juni 2023 im zweistelligen Bereich – mit Ausnahme des Juni 2024 (plus 6,3 Prozent). Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) spricht von einer „bedenklichen“ Entwicklung. „Immer mehr Unternehmen geht die Luft aus“, sagte DIHK-Mittelstandsexperte Marc Evers. „Wegbrechende Nachfrage aus dem In- und Ausland, hohe Kosten für Energie und Fachkräfte, erhebliche Belastungen durch Steuern und Bürokratie – all das drückt auf die Geschäftsaussichten und die Finanzlage.“ In diesem Jahr sei mit deutlich mehr als 20 000 Firmenpleiten zu rechnen.

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