Bundesanleihen:Im Minus

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(Foto: N/A)

Spiegel der Konjunkturprobleme: Die Rendite von Bundesanleihen fällt wieder unter null. Die Stimmung ist schlecht.

Von Harald Freiberger, München

Es ist ein symbolischer Schritt, der die Sorgen um die Konjunktur in Europa noch größer werden lässt: Die Rendite von Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit fiel am Freitagvormittag in den negativen Bereich auf bis zu minus 0,02 Prozent. Das war seit Oktober 2016 nicht mehr der Fall. Das heißt: Wer der Bundesrepublik Geld leiht, bekommt dafür keine Zinsen, er muss dafür bezahlen. Die Rendite kürzer laufender Bundesanleihen liegt noch tiefer im Minus.

Anlass für den Rutsch war die überraschend negative Stimmung deutscher Einkaufsmanager. Der entsprechende Index fiel von 47,6 auf 44,7 Punkte. Experten hatten mit einem leichten Anstieg gerechnet. "Alles unter 45 Punkten kann man als Signal für eine bevorstehende Rezession interpretieren", sagt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.

Wenn die Sorgen zunehmen, flüchten Investoren in Sicherheit. Bundesanleihen gelten für Anleger als "sicherer Hafen", weil das solide Deutschland seine Schulden mit großer Wahrscheinlichkeit zurückzahlt. Der Preis für diese Sicherheit ist eine niedrige Rendite. Kaufen Investoren verstärkt Bundesanleihen, steigt ihr Kurs, spiegelbildlich fällt die Rendite. Das führte nach Ausbruch der Finanzkrise vor zehn Jahren dazu, dass die Rendite der zehnjährigen Papiere von mehr als vier Prozent auf bis zu minus 0,3 Prozent im Jahr 2016 sank. Danach stieg sie langsam wieder, weil die Konjunktur anzog. Der Höhepunkt lag Anfang 2018 bei 0,7 Prozent. Seitdem ging es wieder kontinuierlich bergab. Die negativen Konjunkturdaten drückten auch den Deutschen Aktienindex um bis zu ein Prozent und den Euro-Kurs von 1,1386 auf 1,1296 US-Dollar.

"Die sinkenden Renditen der Bundesanleihen spiegeln die wachsenden Sorgen um die Konjunktur wider", sagt Elmar Völker, Anleihenexperte der Landesbank Baden-Württemberg. Die Notenbanken haben deshalb in den vergangenen Wochen ihre Tonlage geändert: Sowohl in der US-Notenbank Fed als auch in der Europäischen Zentralbank mehren sich die Stimmen, die eine sogenannte expansive Geldpolitik befürworten. Das heißt: Der Trend geht in Richtung sinkender oder zumindest länger als erwartet nicht steigender Zinsen. "Für Anleger heißt dies, dass die Aussichten auf höhere Renditen auf dem Anleihemarkt merklich gedämpft wurden", sagt Völker. Sie müssten sich wohl noch länger auf geringe Erträge einstellen.

© SZ vom 23.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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