Süddeutsche Zeitung

Bundesanleihen:30 Jahre mit negativer Rendite

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Die Rendite für Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren ist unter null Prozent gefallen.

Es ist eine neuerliche Zäsur an den Finanzmärkten: Am Freitag ist die Rendite für Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren erstmals unter null Prozent gefallen. Der effektive Zins, der sich aus dem aktuellen Wertpapierkurs und dem Nominalzins berechnet, sank bis auf minus 0,006 Prozent. Damit sind nun sämtliche deutsche Staatspapiere für Anleger ein Verlustgeschäft. Anleihen mit längerer Laufzeiten als dreißig Jahren bietet der Bund derzeit nicht an, in den kürzeren Laufzeiten rentieren Bundespapiere schon seit längerem negativ. Die Rendite von deutschen Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit fiel am Freitag auf ein Rekordtief von minus 0,5 Prozent.

Anleger erhalten im Fall negativer Renditen unter dem Strich keine Zinsen für das überlassene Geld, sondern zahlen drauf. Für den Kreditnehmer, im Fall von Bundesanleihen der Staat, bedeuten negative Renditen faktisch einen Einnahmeüberschuss. Mit anderen Worten: Der Normalfall, dass der Kreditgeber vom Kreditnehmer für die Geldüberlassung entlohnt wird, kehrt sich um. Gleiches gilt beispielsweise auch für Schweizer Staatspapiere, wo die 50-jährigen Bonds mit minus 0,172 Prozent ebenfalls so niedrig rentieren wie noch nie. Und ein Ende der Talfahrt bei den Bond-Renditen ist nicht in Sicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) prüft eine Wiederaufnahme ihrer Anleihekäufe und denkt über Zinssenkungen nach.

Die negative Rendite der Bundesanleihen ist Ergebnis einer hohen Nachfrage nach den Wertpapieren. Diese resultiert aus einem starken Bedürfnis der Anleger nach Sicherheit. Bundesschuldtitel gelten weltweit als sehr sichere Geldanlage. Anleger sorgen sich derzeit wegen zahlreicher politischer Risiken, darunter der zunehmend eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China sowie der anstehende Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. "Der Druck auf die EZB, ihren Ankündigungen bezüglich einer umfassenden geldpolitischen Lockerung sehr bald Taten folgen zu lassen, steigt mithin weiter", sagte LBBW-Analyst Elmar Völker.

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SZ vom 03.08.2019 / dpa/Reuters
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