Süddeutsche Zeitung

Bundesagentur für Arbeit:Arbeitslose können sich bald Geld im Supermarkt auszahlen lassen

  • Arbeitslose können sich künftig Bargeld in Supermärkten oder in Drogerien auszahlen lassen.
  • Das System ist für Empfänger gedacht, die kein eigenes Konto haben oder am Monatsende dringend Geld benötigen.
  • Bislang gibt es dafür Automaten in Jobcenter und Arbeitsagenturen. Diese sollen aus Kostengründen abgebaut werden.

Arbeitslosengeld gibt es künftig auch im Supermarkt. Empfänger können sich dort an der Kasse einen Vorschuss auszahlen lassen. Das Verfahren solle Menschen helfen, die kein eigenes Konto besitzen oder dringend einen Vorschuss brauchen, sagte ein Sprecher der Bundesagentur für Arbeit (BA). Zuvor hatte die Welt am Sonntag darüber berichtet.

Die Umstellung soll im zweiten Quartal 2018 starten. Bis Ende des kommenden Jahres will die BA das neue System flächendeckend eingeführt haben. Zu den beteiligten Supermärkten und Drogerien gehören unter anderem Rewe, Penny, Real, dm und Rossmann. Im Normalfall werde das Arbeitslosengeld weiterhin aufs Konto der Empfänger überwiesen. Die Auszahlung im Supermarkt solle die Ausnahme bleiben.

"Das Verfahren ist für Menschen, die in Not sind und kurzfristig einen Barbetrag benötigen", sagte eine Sprecherin. Wer am Monatsende keine finanziellen Reserven mehr hat, kann sich bislang an Kassenautomaten in Jobcentern und Arbeitsagenturen Bargeld auszahlen lassen. Mit einer speziellen Karte können Empfänger von Arbeitslosengeld dort Beträge abheben, wenn diese zuvor genehmigt wurden.

Die alten Automaten waren störanfällig und teuer

Diese insgesamt 309 Automaten sollen nun aus Kostengründen abgebaut werden. Jede Transaktion koste die BA acht Euro. Im Vorjahr gab es 400 000 Abhebungen, für das System fielen also 3,2 Millionen Euro an. Die neue Lösung werde günstiger sein, sagte eine Sprecherin, ohne eine genaue Höhe zu nennen. Zudem seien die alten Automaten störanfällig gewesen.

Arbeitslose, die sich im Supermarkt Geld auszahlen lassen wollen, müssen künftig an der Kasse einen Zettel mit einem Barcode vorlegen, den sie sich im Jobcenter oder der Arbeitsagentur abholen können. "Die Auszahlung erfolgt unkompliziert, ohne Wartezeit und diskriminierungsfrei im normalen Lebensumfeld des Kunden", verspricht die BA. Diskriminierungsfrei bedeutet in diesem Fall, dass der Zettel kein Logo der Arbeitsagentur aufweist. Andere Kunden sehen also nicht, dass der Kassierer eine Sozialleistung an einen Bedürftigen aushändigt.

Das Berliner Unternehmen Cash Payment Solutions ist für die technische Umsetzung zuständig. Der Dienstleister greift bereits auf ein bundesweites Händlernetz zurück. In 8500 angeschlossenen Filialen können Kunden Online-Einkäufe und Stromrechnungen bar an der Ladenkasse bezahlen. Einige Banken bieten die Supermarktkassen auch als Alternative zum Geldautomaten an. Ab einem gewissen Einkaufswert kann man dort kostenlos Bargeld abheben.

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