Eineinhalb Jahrzehnte nach der globalen Finanz- und Bankenkrise will die Bundesregierung ihre Beteiligung an der Commerzbank verkaufen. Der Staat werde seinen knapp 16,5-prozentigen Anteil an Deutschlands zweitgrößtem privatem Geldhaus schrittweise reduzieren, teilten Finanzstaatssekretär Florian Toncar (FDP) und die zuständige Finanzagentur des Bundes am Dienstag nach Börsenschluss mit.
Die Commerzbank sei wieder stabil und profitabel, der Verkauf der Aktien solle „transparent, diskriminierungsfrei und marktschonend“ erfolgen – sprich: nicht zu schnell, damit der Kurs nicht plötzlich abstürzt. Wie, wann und an wen die Aktien gehen, stehe noch nicht fest, hieß es von der Finanzagentur. Das genaue Vorgehen würde mit Blick auf das Marktumfeld noch festgelegt.
Dass der Bund in der Finanzkrise bei der Commerzbank eingestiegen war, sei wichtig gewesen, um „die Finanzmarktstabilität zu schützen“, ließ sich Toncar zitieren. Dass man den Anteil nun reduziere, sei „ein Zeichen für die Stärke der Commerzbank und des Finanzstandorts Deutschland“. Der Bund war 2008 und 2009 beim zweitgrößten deutschen Geldhaus als Großaktionär eingestiegen, um es vor dem Untergang zu bewahren. Insgesamt seien damals Kapitalhilfen in Höhe von 18,2 Milliarden Euro geflossen, davon habe der Bund inzwischen knapp 13,2 Milliarden zurückerhalten, hieß es in der Mitteilung.

Exklusiv Haushalt:Bund prüft Commerzbank-Beteiligung
Berlin braucht dringend Geld und schließt offenbar auch einen Verkauf des Commerzbank-Anteils nicht aus. Eine Investmentbank soll sich nun für den Bund Optionen anschauen.
Bereits Ende im Dezember hatte die SZ berichtet, dass man sich beim Bund Gedanken über die Zukunft des Commerzbank-Anteils mache. Dafür sei zum Jahresende auch eine Investmentbank beauftragt worden, um „Optionen zu prüfen“, wie es von Insidern hieß. Eine davon war demnach auch der Verkauf des Pakets – ein Schritt, den Regierungen zuvor immer wieder gescheut hatten.
Denn auch trotz der jüngsten Erfolge der Commerzbank und ihrer Aktie dürfte die langwierige Rettung den Staat noch immer Milliarden kosten. Legt man den Bundes-Anteil von knapp 16,5 Prozent der Anteile und die Börsenbewertung der Bank zum Handelsschluss am Dienstag zugrunde, wäre das Aktienpaket gut 2,5 Milliarden Euro wert. Damit würde der Bund – grob gerechnet – unter dem Strich noch immer einen Verlust von etwa 2,5 Milliarden Euro einfahren, Zinsen und sonstige Kosten noch gar nicht berücksichtigt. Zudem würden die Erlöse auch nicht Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und seinem Etat zugutekommen, sondern dem Bankrettungsfonds Soffin. Die zusätzlichen Milliarden-Einnahmen brächten also keinen Spielraum in den klammen Bundeshaushalt.