Bürosoftware:Alles für lau

Mit IBM, Google und Yahoo wollen gleich drei Rivalen von Microsoft Bürosoftware ins Internet stellen. Den Nutzer kostet sie nichts.

Thorsten Riedl

Für Microsoft-Chef Steve Ballmer kommt es diese Woche knüppeldick. Am Montag bestätigte der Europäische Gerichtshof, dass der weltweit größte Softwarehersteller seine Marktmacht missbrauche und eine Strafe der europäischen Wettbewerbsbehörde daher gerechtfertigt sei.

Nur einen Tag später kündigten mit IBM, Google und Yahoo gleich drei Rivalen von Microsoft an, kostenlos Programme ins Internet zu stellen, die den Erfolg des Büroanwendungspaketes Office kopieren wollen. Für den US-Konzern geht es ans Eingemachte: Mit Office-Programmen - zu denen etwa die Textverarbeitung Word gehört - verdient Microsoft noch prächtig.

IBM - zweitgrößter Softwarehersteller der Welt

Im abgelaufenen Geschäftsjahr, das bis Ende Juni ging, hat Microsoft mit seinen Produkten einen operativen Gewinn von 16,5 Milliarden Dollar erlöst - und 8,5 Milliarden Dollar davon erwirtschaftete die Geschäftssparte, in der Microsoft das Ergebnis mit den Office-Produkten verbucht. Neben dem Betriebssystem Windows gehört das Anwendungspaket für das Büro zu den Gewinnbringern des Unternehmens mit Sitz im nordamerikanischen Redmond.

Am meisten Sorgen dürfte Ballmer der Vorstoß des IT-Konzerns IBM machen, die Nummer zwei in der Branche und nach einer Reihe von Zukäufen inzwischen direkt hinter Microsoft in der Rangliste der größten Softwarehäuser platziert. Lotus Symphony hat IBM das kostenlose Büropaket genannt, das Manager am Dienstag in New York vorgestellt haben.

Eine Reminiszenz an vergangene Tage: Bis zur Jahrtausendwende gab es ein gleichnamiges Softwarepaket des Unternehmens Lotus, das IBM 1995 übernommen hat. Die Neuauflage der Software enthält eine Textverarbeitung à la Word, eine Tabellenkalkulation wie Excel und ein Präsentationsprogramm wie Powerpoint von Microsoft - umsonst.

Yahoo kauft Zimbra

Der Konzern fühle sich dazu verpflichtet, frei verfügbare Bürosoftware zu bieten, sagte Steve Mills, Softwarechef von IBM, "so wie wir freien Firmenanwendungen geholfen haben mit Linux". Das Betriebssystem Linux gilt als größte Gefahr für Windows von Microsoft.

Wie bei IBM ist auch die Bürosoftware von Google kostenlos zu nutzen - über das Internet. Der Suchmaschinenbetreiber erweiterte sein Paket am Dienstag um eine Präsentationssoftware. Das Internetportal Yahoo ist noch nicht ganz so weit: Das US-Unternehmen kündigte am Montagabend jedoch an, für 350 Millionen Dollar Zimbra zu kaufen. Dieses Softwarehaus bietet ein E-Mail-Programm - wie Microsoft mit Outlook.

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