Süddeutsche Zeitung

Buchhandel:Thalia kauft bei Weltbild ein

Hagener Buchkette übernimmt zehn Filialen des Konkurrenten. Der betont aber, sich auch in Zukunft nicht komplett zum Internethändler wandeln zu wollen.

Von Dieter Sürig

Der deutsche Buchhandel rückt immer enger zusammen. Nachdem Anfang 2019 die Buchfilialisten Thalia und Mayersche fusioniert haben, hat der Augsburger Buchhändler Weltbild nun bekannt gegeben, zehn seiner verbliebenen 36 Geschäfte an Thalia zu verkaufen. Dabei geht es um Läden in Chemnitz, Garmisch-Partenkirchen, Halberstadt, Leipzig, Nordhausen, Nürnberg, Potsdam, Suhl und Warendorf, die zum 1. Oktober an die Hagener gehen sollen. Ein Standort in Ahaus wechselt bereits zum 1. August den Besitzer. Über den Kaufpreis haben die beiden Unternehmen Stillschweigen vereinbart.

Weltbild will sein Onlinegeschäft nach eigenen Angaben weiter forcieren, plant aber nicht, sich komplett zum Internethändler zu wandeln. Die Corona-Pandemie habe die Verschiebung zum Onlinehandel zwar beschleunigt, heißt es. Die restlichen Filialen blieben aber "ein integraler Bestandteil der Multikanal-Strategie von Weltbild", sagt Firmenchef Christian Sailer. "Sie werden künftig stärker den Charakter eines 'Showrooms' für die Marke haben." Seit der zwischenzeitlichen Insolvenz 2014 hatte Weltbild sein Filialnetz von zunächst weit mehr als 150 Standorten sukzessive zurückgefahren. Die Augsburger betreiben derzeit auch noch 30 Läden in der Schweiz und Österreich sowie bundesweit zehn Jokers-Läden mit Restauflagen.

Die Konkurrenz aus Hagen verstärkt sich hingegen einmal mehr und ist künftig in sieben weiteren Städten vertreten. Thalia-Vertriebschef Ingo Kretzschmar deutet in einer Pressemitteilung an, dass die Weltbild-Läden ohne den Verkauf geschlossen worden wären. "Durch unsere Initiative bleiben wichtige und zugängliche Orte für das Lesen erhalten", sagt er. Eine Weltbild-Sprecherin wollte nicht bestätigen, dass die Umsatzzahlen bei der Auswahl generell eine Rolle gespielt hätten.

Thalia verfügt somit künftig über ein Filialnetz von rund 330 Geschäften in Deutschland, wobei etwa 60 von der Aachener Buchhandlung Mayersche stammen, die 2019 an Thalia ging. "Der stationäre Buchhandel ist und bleibt ein wesentlicher Bestandteil unserer Omni-Channel-Strategie", so Thalia-Vertriebs-Geschäftsführer Kretzschmar. Das Unternehmen bietet auch eine Einkaufs-, Vertriebs- und IT-Plattform für andere Buchhändler an. Dem schließt sich der Tübinger Buchfilialist Osiander an, der seine etwa 65 Filialen gerade auf das neue System umstellt, aber nach eigenen Angaben keine Fusion mit Thalia anstrebt.

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