Buchhandel:Glaube an die Vielfalt

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Mit dem neuen Partner Weltbild will der Traditionsbuchändler Hugendubel das Unmögliche möglich machen: die Vielfalt der Angebote zu wahren.

Kristina Läsker

Es ähnelt der Quadratur des Kreises: Mitten in der Krise des stationären Buchhandels, der seit Jahren vor sich hindümpelt, schließen sich die Katholische Kirche und ein großer Mittelständler aus München zusammen, um ihre eigenen Geschäfte und die Vielfalt der deutschen Buchlandschaft zu retten; so sagen sie.

Deutsche Buchhandlung glänzen noch immer mit großer Vielfalt. (Foto: Foto: dpa)

Dazu haben die Augsburger Weltbild-Gruppe, ein Medienriese im Namen Gottes, und die Familie Hugendubel in fünfter Generation eine Holding gegründet. Unter einem Dach versammeln sie alle Buchläden; von den Mega-Kaufhäusern Hugendubel bis hin zur Resterampe Jokers, wo noch der letzte Lesestoff günstig unters Volk gebracht wird.

Zwei kleinere Partner

Außerdem greift sich die Holding zwei kleinere Buchhändler aus Lübeck und Darmstadt, die händeringend einen Nachfolger suchten.

In diesem Verbund soll möglich werden, was in anderen Branchen im Zuge der Konzentration kaum gelingt: die Vielfalt der Angebote zu wahren.

Dafür, dass dieses Experiment gelingen könnte, spricht zweierlei: Weder das Traditionsunternehmen Hugendubel noch die Weltbild-Gruppe sind rein Rendite fokussiert. Beide haben als nicht börsennotierte Spieler womöglich einen längeren Atem als andere, um mäßig rentable Händler mittlerer Größe wieder flott zu kriegen und ohne ihnen sofort eine Sortiments-Bereinigung zu verordnen.

Genug Eigenkapital

Ein Einheitsbrei in den gemeinsamen Buchläden ist zunächst nicht zu befürchten. Zweitens: Gemeinsam haben beide Firmen genug Eigenkapital, und damit Unabhängigkeit, um diese Strategie zumindest mittelfristig auszuprobieren.

Hugendubels scheinen davon überzeigt, dass nur diese Strategie ihnen eine Chance gegenüber der mächtigen Kette Thalia bietet. Und das zeigt, wie groß der Druck in der sich konsolidierenden Branche inzwischen ist.

Denn sonst würden die Geschwister nicht das Erbe des Ururgroßvaters aufs Spiel setzen und ihre Selbstständigkeit so klanglos draufgeben. Klar ist: Im Siegeszug der Internethändler werden die stationären Buchhändler weiter leiden.

Die Konzentration mitgestalten

Aufhalten können die Hugendubels die Konzentration nicht; nun wollen sie sie mitgestalten. Ob der Partner Weltbild der Richtige ist, haben sie lange getestet.

Ihr im vergangenen Jahr verstorbener Vater Heinrich Hugendubel hat mit Weltbildchef Carel Halff gute Geschäfte gemacht; nun folgen die Kinder seinem Weg.

Preisdruck auf die Hersteller

Angst dürfte ihr Schritt weniger bei Buchhändlern als bei Verlegern auslösen. Selbst wenn Hugendubels beteuern, die neue Gruppe wolle keine Einkaufsmacht ausüben: Wenn so ein großer Spieler entsteht, verstärkt sich der Preisdruck auf die Hersteller.

© SZ vom 18.08.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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