Stefan von Holtzbrinck:Der deutsche Verleger, der am Bestseller über Trump verdient

Stefan von Holtzbrinck Fire and Fury

Meidet die Öffentlichkeit: Stefan von Holtzbrinck

(Foto: imago/Lichtgut)
  • Stefan von Holtzbrinck profitiert vom Bestseller "Fire and Fury". Ihm gehört der US-Traditionsverlag Henry Holt.
  • Öffentlichem Rummel um das Buch möchte er entgehen.
  • Der Verleger plant bereits das nächste Großprojekt.

Von Caspar Busse

Schon lange hat es kein Buch mehr gegeben, das weltweit so schnell so großes Aufsehen erregte: "Fire and Fury", das Enthüllungsbuch des New Yorker Journalisten Michael Wolff über US-Präsident Donald Trump, erschienen erst Ende vergangener Woche, ist schon ausverkauft und rückt umgehend an die Spitze der Bestseller-Listen. Besonders freuen über den großen Rummel wird sich ein stiller Verleger aus Stuttgart: Stefan von Holtzbrinck, 54. Denn der Mann, der die Öffentlichkeit stets meidet und lieber im Hintergrund agiert, kommt mit "Fire and Fury" ganz groß raus, das Buch dürfte viel Umsatz und deutlichen Gewinn in seinem Unternehmen bringen.

Der 1866 gegründete New Yorker Traditionsverlag Henry Holt, der die Rechte an "Fire and Fury" im Kampf gegen die anderen US-Verlage erwerben konnte, gehört über Macmillan Publishers seit drei Jahrzehnten zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Der Konzern, der von einem schlichten Betonbürohaus im noblen Stuttgarter Stadtteil Gänsheide aus gesteuert wird, ist einer der großen internationalen Verlagshäuser in Deutschland. Dazu gehört nicht nur Macmillan in den USA, sondern auch bekannte deutsche Verlage wie Rowohlt, S. Fischer, Kiepenheuer & Witsch und Droemer Knaur, daneben eine Reihe von Beteiligungen an Internetfirmen und 50 Prozent an der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit. Als Gesamtumsatz wurden zuletzt 1,7 Milliarden Euro veröffentlicht.

"Aktivismus ohne Grund ist der größte Fehler. Man muss auch am Fluss sitzen und warten können", sagte Holtzbrinck einmal in einem seiner sehr seltenen Interviews. Das Warten lohnt sich, seit Jahren setzt er auf das Buchgeschäft, er hatte einst selbst für einige Zeit bei Macmillan gearbeitet, Büchern räumt er neben digitalen Produkten die besten Chancen ein. Jetzt kann er den Erfolg einfahren.

Holtzbrinck, der mit einer Spanierin verheiratet ist und zwei Söhne hat, studierte Jura und Germanistik in Tübingen und München, arbeitete dann zunächst beim britischen Verlag Bloomsbury und bei der Kirch-Gruppe. 1994 trat er schließlich in das Unternehmen seines Vaters ein. Nach dem zweiten Weltkrieg hatte Georg von Holtzbrinck das Unternehmen aufgebaut, zunächst - ähnlich wie Bertelsmann - mit der Idee von Leserklubs, dann expandierte er ins Buch- und Zeitungsgeschäft. Nach dem Tod des Gründers 1983 gehörte das Unternehmen lange den drei Kindern gemeinsam: Dieter von Holtzbrinck, heute 76 Jahre alt, Monika Schoeller, 78, und deren deutlich jüngeren Halbbruder Stefan.

Holtzbrinck plant ein weiteres Großprojekt

2006 stieg Dieter dann überraschend aus (ihm gehören heute noch die Handelsblatt-Gruppe und die anderen 50 Prozent an der Zeit). Stefan von Holtzbrinck machte mit seiner Schwester weiter und hatte danach nicht immer eine glückliche Hand: Der Kauf von StudiVZ, einem deutschen sozialen Netzwerk, wurde angesichts der Dominanz von Facebook zu einem Flop, auch das Nachrichtenportal Zoomer wurde bald wieder eingestellt. Die Beteiligungen an einer Reihe von Regionalzeitungen, etwa an der Main-Post, dem Südkurier oder der Saarbrücker Zeitung, verkaufte er, die Erlöse wurde in verlagsferne Internetaktivitäten investiert, etwa bei Flixbus, Delivery Hero oder Outfittery.

Derzeit arbeitet Holtzbrinck an einem weiteren Projekt: Der weltweit tätige Wissenschaftsverlag Springer Nature plant einen Milliarden-Börsengang in diesem Jahr, Holtzbrinck und Finanzinvestor BC Partners wollen teilweise verkaufen. Den möglichen Erlös könnte Holtzbrinck in das Buch- und Digitalgeschäft stecken. Vom 19. Februar an wird "Fire and Fury" übrigens auf Deutsch erhältlich sein - bei Rowohlt. So bleibt der Erfolg im Hause Holtzbrinck.

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