Sein erstes großes Buch stand 36 Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times, wurde in 32 Sprachen übersetzt und drei Millionen mal verkauft. Seitdem lehrt er in Oxford und New York, schreibt Aphorismen, hält Vorträge und erklärt, wen und was er alles hasst: den Wirtschaftsnobelpreis, Banker, Sonnencreme, Klimaanlagen, Nerds, Journalisten, Paul Krugman, Eliteuniversitäten, normale Schuhe, Google News, Krawatten, Ritalin, Marketing, Tüddelmamis und die Sozialwissenschaften.
Außerdem phantasiert er darüber, wie herrlich es wäre, berühmte Ökonomen öffentlich zu verprügeln. Die moderne Medizin, sagt er, hat überhaupt nichts zur Verlängerung des Lebens beigetragen. Danach gibt er dann noch ein paar Fitnesstipps (tragen Sie sehr schwere Gewichte auf dem Kopf) und Diäthinweise (essen sie nur Früchte mit altgriechischen oder hebräischen Namen - es sei denn, Sie haben Lust auf Tiramisu).
Kein Wunder, dass der britische Premierminister ihn als Berater schätzt und der Verlag dem "heißesten Denker der Welt" (The Sunday Times) für sein neues Buch gleich 4 Millionen Dollar vorgeschossen hat.
"Antifragilität" - ein irrsinniger Titel
Der Maniker, um den es geht, heißt Nassim Nicholas Taleb, und sein Opus Magnum mit dem Titel "Antifragilität" ist in diesen Tagen auf Deutsch erschienen. Es ist, ganz unbescheiden, eine Theorie von allem. Und doch keine Weltformel, weil die Welt ja unverständlich ist und daher auch Nassim Taleb nur weiß, dass er nichts weiß - das weiß er seiner Meinung nach allerdings deutlich besser als alle anderen.
Wie kommt einer dazu, ein derart größenwahnsinniges - und, das sei hier schon mal gesagt - auch irgendwie großartiges Buch zu schreiben? 688 Seiten! Plus weitere Info auf fooledbyrandomness.com! Inklusive frei erfundener "sokratischer" Dialoge mit Fat Tony aus Brooklyn. Und dann dieser obskure Titel: "Antifragilität" - ein Irrsinn.
Um diesen Irrsinn verstehen zu können, muss man den Autor in der schlimmsten Phase seines Lebens sehen: zwischen 2004 und 2008. Damals war Taleb Hedgefonds-Manager. Es war die große Zeit der Wall-Street-Superhirne und des Versprechens, mit genügend mathematischer Intelligenz und ausgefeilten neuen Finanzinstrumenten ließe sich jede Eventualität erfassen, berechnen und versichern. Letztlich bedeutet "Hedge"-Fond genau das: Dass man die schützende "Hecke" des eigenen Anwesens sogar um die Zukunft pflanzen kann - meine Villa, mein Garten, mein Überübermorgen.
Mehrals nur ein Maulheld
Taleb konterte mit einer auf den ersten Blick etwas naseweisen Pointe: Ja sicher, sagte er, man kann alles vorhersehen - außer dem Unvorhersehbaren. Als Beleg zitierte er ein Beispiel des Philosophen Karl Popper: Sie können ihr Leben lang immer nur weißen Schwänen begegnet sein. Das heißt aber noch lange nicht, dass es nicht doch irgendwo einen schwarzen gibt.
Weil Taleb aber mehr war als nur ein Maulheld, hatte er seinen großen Worten auch Scheine folgen lassen und Geld auf die Existenz eines "schwarzen Schwans" gesetzt - viel Geld. Dabei brach er nebenbei mit einer der wenigen wichtigen Konventionen der Wall Street: Verliere niemals Geld - schon gar nicht über lange Zeit.