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BSkyB verkündet Milliarden-Profit:Und Murdoch scheffelt weiter Geld

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Die Affäre ist kurzzeitig verdrängt: Die Senderkette BSkyB, die Rupert Murdoch so gerne komplett übernommen hätte, macht einen Milliarden-Gewinn. Und der umstrittene Sohn des Medienzaren behält überraschend einen wichtigen Posten.

Seit Wochen taumeln Rupert Murdoch mitsamt Familie und Firmenimperium durch einen Skandal um abgehörte Telefone und bestochene Polizisten. Doch nun hat der Medienzar doppelten Grund zu Freude: Erstens verkündet seine Senderkette BSkyB einen Milliardengewinn. Und zweitens darf sein Sohn James weiterhin Vorsitzender des Verwaltungsrates von BSkyB bleiben. Damit hat der umstrittene Medienmanager den Skandal zumindest persönlich erst einmal schadlos überstanden.

BSkyB hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2010/2011 einen operativen Gewinn von 1,073 Milliarden Pfund (1,23 Milliarden Euro) verbucht. Dies waren vier Prozent weniger als im Vorjahr, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Damals hatte es aber positive Einmaleffekte in Höhe von mehr als 400 Millionen Pfund gegeben. Der Umsatz stieg um 16 Prozent auf 6,6 Milliarden Pfund. "Wir haben Wachstumsmöglichkeiten in allen Bereichen", sagte Vorstandschef Jeremy Darroch zu den Zukunftsaussichten.

BSkyB, zu dem Bezahlsender wie Sky Sport und frei empfangbare Kanäle wie Sky News sowie Breitband- und Telefonangebote gehören, gewann im vergangenen Jahr 426.000 Neukunden und zählt jetzt 10,3 Millionen Kunden. Ein Viertel davon bezahlen sowohl für Fernsehen als auch für Breitband- und Telefonangebote. "Das ist der Heilige Gral. Das ist es, was alle wollen", sagte der BBC-Medienexperte Steve Hewlett.

Vorstandschef Darroch kündigte an, das Unternehmen werde seinen Aktionären eine Milliarde Pfund zukommen lassen. Das Programm beinhaltet einen Aktienrückkauf im Wert von 750 Millionen Pfund sowie eine Erhöhung der Dividende um 20 Prozent auf 23,28 Pence pro Aktie. Die BSykB-Anteile hatten durch den Kursrutsch - ausgelöst von der Abhöraffäre - zuletzt knapp 20 Prozent ihres Wertes verloren.

Das Unternehmen gehört zu 39 Prozent dem News-Corp-Konzern des umstrittenen australischen Medienzaren Rupert Murdoch. Einen Versuch, auch die restlichen Anteile zum Preis von rund acht Milliarden Pfund übernehmen, hat Murdoch zunächst fallen lassen, nachdem er wegen des Abhörskandals bei seiner britischen Zeitung News of the World in die Negativ-Schlagzeilen geraten war.

Neue Vorwürfe in Abhöraffäre

Rupert Murdochs Sohn James wurde zudem als Chef des Verwaltungsrates von BSkyB bestätigt. Zuvor hatte es im Unternehmen Stimmen gegeben, wonach Murdoch abgelöst werden solle. Wie sein Vater musste er vor einem Parlamentsausschuss in London aussagen. Auch sein Erscheinen vor einem richterlichen Untersuchungsausschuss, der im September startet, ist wahrscheinlich.

Erst am Freitag waren in der Abhöraffäre neue Vorwürfe laut geworden. So soll das Telefon der Mutter eines ermordeten Mädchens angezapft worden sein. Die Frau hatte jahrelang mit der Zeitung News of the World zusammengearbeitet. Gemeinsam mit der früheren Chefredakteurin Rebekah Brooks hat sie die härtere Verfolgung von Sexualstraftätern propagiert. Das Parlament erließ daraufhin ein neues Gesetz. Die Frau war "am Boden zerstört", teilte die von ihr gegründete Kinderschutzorganisation mit. Das möglicherweise gehackte Telefon soll sie von der News of the World eigens für die Zusammenarbeit erhalten haben.

Die BBC berichtete am Freitag, die Vorsitzende des britischen Presserates, Peta Jane Buscombe, stehe kurz vor dem Rücktritt. Die Juristin ist seit 2009 Chefin des Selbstkontrollorgans der britischen Medien. Dem Kontrollgremium war von mehreren Seiten Versagen in der Affäre vorgeworfen worden. Die Baronin wäre nur eines von vielen Opfern der Abhöraffäre. Zuvor hatten unter anderem schon der Sprecher von Premierminister David Cameron, Andy Coulson, die Vorstandschefin der Verlagsholding News International, Rebekah Brooks und der Chef der Polizeibehörde Scotland Yard, Sir Paul Stephenson, ihren Hut nehmen müssen.

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