Bruttoinlandsprodukt:Japans Wirtschaft wächst deutlich

File photo shows skyscrapers in Tokyo's Shinjuku district framing Mount Fuji at dusk

Tokios Finanzviertel vor dem Fuji: Wirtschaft wächst schneller

(Foto: REUTERS)

Es ist der größte Aufschwung aller Industriestaaten. Japans Wirtschaft wächst im zweiten Quartal um 3,8 Prozent. Grund sind vor allem Exporte, Ministerpräsident Abe denkt schon über Steuererhöhungen nach.

Es war ein erfreuliches Wochenende für Japan. Tokio darf die Olympischen Sommerspiele 2020 ausrichten, wie das IOC am Samstag entschieden hat. Der Jubel im Land ist groß. Und zum Wochenstart gibt es erneut gute Nachrichten, dieses Mal für die kriselnde Wirtschaft: Das japanische Bruttoinlandsprodukt ist zuletzt stärker gewachsen als gedacht. Die Wirtschaftsleistung wuchs im zweiten Quartal mit einer Jahresrate von 3,8 Prozent und damit schneller als alle anderen großen Industriestaaten. Die Regierung korrigierte damit ihre erste Schätzung von 2,6 Prozent deutlich nach oben.

Damit legte die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt im nunmehr dritten Quartal in Folge zu. Im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten wuchs das Bruttoinlandsprodukt um 0,9 statt zuvor berechneter 0,6 Prozent. Auch die Zahlen für das erste Quartal korrigerte die Regierung nach oben: von 3,8 auf 4,1 Prozent.

Grund für die positive Entwicklung sind vor allem die Exporterfolge der Unternehmen, die zu mehr Investitionen führen. Der schwache Yen hat japanische Waren im Ausland attraktiver gemacht. Regierungsberater warnen aber vor Selbstzufriedenheit. "Die Wirtschaft hat noch keinen selbsttragenden Aufschwung erreicht", sagte Etsuro Honda, der Ministerpräsident Shinzo Abe berät. Das Land befinde sich zwar auf dem Weg aus der Deflation, also weg von sinkenden Preisen. "Aber wir sind noch nicht aus dem Schneider", sagte Honda.

Ministerpräsident Abe will die Deflation mit seiner Abenomics genannten Politik beenden. Dabei setzt er auf eine lockere Geldpolitik, bei der die Notenbank Milliarden in die Wirtschaft pumpt.

Angesichts der positiven Entwicklung wird die von Abe geplante Verdoppelung der Mehrwertsteuer wahrscheinlicher. Sie soll bis 2014 auf zehn Prozent steigen. "Wir haben neue positive Signale gesehen", sagte Wirtschaftsminister Akira Amarai, der nicht nur auf das kräftige Wachstum, sondern auch auf die Vergabe der Olympischen Spiele 2020 an Tokio hinwies. Sie könnte der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt einen weiteren Schub geben - etwa durch milliardenschwere Investitionen in den Bau neuer Sportstätten. Die Entscheidung kam an der Börse gut an: Der Nikkei-Index stieg im Tagesverlauf um 2,5 Prozent.

Einige Experten halten eine Steuererhöhung dagegen für verfrüht, da sie den privaten Konsum abwürgen könne. Laut Amari müsse die Regierung ein Ausgabenpaket von umgerechnet mehr als 15 Milliarden Euro schnüren, um die negativen Folgen der Steuererhöhung abzufedern.

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