Bruttoinlandsprodukt der Bundesländer:Thüringen ist das Usbekistan Deutschlands

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Aufnahmen aus dem Wohngebiet in Suhl, aufgenommen im September 2014 (Foto: Jessy Asmus)

Was wäre, wenn die Bundesländer eigene Staaten wären? Die Zahlen zur Wirtschaftskraft der Länder bergen überraschende Erkenntnisse.

Von Valentin Dornis

Immer bremst das Saarland. Erst war am vergangenen Wochenende von der "Bremse für den Schulz-Zug" die Rede, als die CDU die dortige Landtagswahl deutlich vor der SPD gewann. Und nun auch noch das: Wachstumsbremse Saarland? So scheint es zumindest, wenn man nur auf das Jahr 2016 schaut: Glatte null Prozent wuchs das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorjahr, der schlechteste Wert in Deutschland. Doch beim Blick auf die absoluten Zahlen relativiert sich der Vorwurf der Wachstumsbremse wieder. Denn das Saarland ist nur für gut ein Prozent des gesamtdeutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP) verantwortlich.

Das BIP beschreibt, welcher Wert an Waren und Dienstleistungen in einem Land geschaffen wurde. Ein Vergleich zu den Vorjahren zeigt also, wie sich die Wirtschaft entwickelt hat. Auch hier sticht das Saarland hervor: In dem Bundesland schwanken die Werte für deutsche Verhältnisse besonders stark. Anders ist es zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen, dem einwohnerstärksten Bundesland. Hier entwickelte sich die Wirtschaft meist dem gesamtdeutschen Trend entsprechend. So auch 2016: Das Nordrhein-westfälische BIP wuchs um 1,8 Prozent auf etwa 670 Milliarden Euro, der deutsche Durchschnitt betrug 1,9 Prozent. Am stärksten war das Wachstum in zwei oft gescholtenen Bundesländern: Berlin und Sachsen mit jeweils 2,7 Prozent.

Die Bundesländer haben die Wirtschaftskraft von ganzen Staaten

Dass die BIP-Werte der Länder für 2016 nun gesammelt veröffentlicht wurden, ist einem großen Gremium mit dem Titel "Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder" zu verdanken. Darin sitzen Vertreter aller Statistischen Landesämter, des Statistischen Bundesamtes und des Städtetages. Dieser föderalistische Ansatz lässt sich noch deutlich weiter treiben: Was kommt heraus, wenn man die einzelnen Bundesländer wie souveräne Staaten betrachtet und international vergleicht?

Die Datenlage lässt zumindest eine grobe Schätzung zu. So ist das BIP von Nordrhein-Westfalen in etwa so groß wie das der Türkei, nimmt man die Zahlen der Weltbank. Solch ein Vergleich bringt auch weitere überraschende Erkenntnisse hervor. Zum Beispiel, dass Thüringen in Sachen BIP gewissermaßen das Usbekistan von Deutschland ist. Betrachtet man dagegen nicht die absoluten Größen, sondern das BIP pro Einwohner, steht Hamburg an der deutschen Spitze. Es generierte pro Kopf etwa 62 000 Euro - international wäre das in etwa vergleichbar mit dem Wert von Irland.

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© SZ vom 31.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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