Brunsbüttel:Abbau des AKW Brunsbüttel: „Auf dem Weg zur grünen Wiese“

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Mit der Demontage der am stärksten radioaktiv belasteten Komponenten hat der Rückbau des 2007 stillgelegten Kernkraftwerks im schleswig-holsteinischen...

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Brunsbüttel (dpa/lno) - Mit der Demontage der am stärksten radioaktiv belasteten Komponenten hat der Rückbau des 2007 stillgelegten Kernkraftwerks im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel begonnen. Seit Mitte September zerteilt ein speziell entwickelter Roboter die Einbauten des Reaktordruckbehälters (RDB) mittels eines Wasserstrahlschneiders, wie Ingo Neuhaus, technischer Geschäftsführer des von Vattenfall betriebenen Kraftwerks, am Donnerstag sagte. Der Roboter werde in Brunsbüttel „in Kombination mit dem Wasserstrahl-Abrasiv-Schneiden weltweit erstmalig eingesetzt“.

Die Arbeiten erfolgen komplett unter Wasser neben dem gefluteten Druckbehälter. Als erste Komponente wird der sogenannte Dampftrockner, der unterhalb des Behälterdeckels saß, von dem Roboter in Teile zerschnitten. Die Einbauteile „waren am nächsten an der Kettenreaktion dran, und deshalb fangen wir damit auch am ehesten an, unserer Philosophie folgend, dass wir möglichst frühzeitig die Komponenten mit der meisten Radioaktivität aus der Anlage entfernen“, sagte Neuhaus beim einem Rundgang auf der 42-Meter-Ebene an der Spitze des 17 Meter hohen Reaktordruckbehälters.

„Hier hat bis 2007 das Herz des Reaktors geschlagen und die Kettenreaktion stattgefunden. Hier wurden die Brennelemente be- und entladen.“ Die Zerlegung der RDB-Einbauten sei deshalb ein wesentlicher Schritt, „ein Meilenstein auf dem Weg zur grünen Wiese“. Der Weg ist aber noch lang. Bis das 1976 ans Netz gegangene Kernkraftwerk am Ufer der Elbmündung vollständig abgebaut ist, dürften noch 15 Jahre vergehen. Rund eine Milliarde Euro wird es laut Vattenfall am Ende kosten.

Strom wird in Brunsbüttel nach mehreren Pannen in dem Siedewasserreaktor schon seit 2007 nicht mehr produziert. Nach der Fukushima-Katastrophe 2011 war seine endgültige Stilllegung beschlossen worden.

Bis spätestens Anfang 2021 soll Azuro, so heißt der Roboter, mit seiner Arbeit fertig sein. Azuro steht für Automatische Zerlegung von RDB-Einbauten mittels Unterwasser-Robotertechnik. Anschließend soll er in Krümmel zum Einsatz kommen, im Schwester-AKW weiter elbaufwärts bei Geesthacht, sagt Ralf Oberhäuser von der auf den Kernkraftwerksabbau spezialisierten Firma Orano.

Die zerschnittenen Einbauten des Druckbehälters werden in sogenannten Konrad-Containern verpackt - Konrad, weil das kontaminierte Material später im Endlager Konrad im niedersächsischen Salzgitter eingelagert werden soll. Bis es soweit ist, wird in Brunsbüttel noch ein Zwischenlager gebaut, das Ende nächsten Jahres fertig sein soll.

Insgesamt müssen nach Angaben von Werksleiter Markus Willicks in Brunsbüttel 300 000 Tonnen Material abgebaut werden. Nur bei drei Prozent davon handele es sich um radioaktive Abfälle, die zur Endlagerung vorgesehen seien.

Derzeit sind noch 200 Vattenfall-Mitarbeiter in Brunsbüttel beschäftigt, hinzukommen der Werksschutz und 15 Orano-Mitarbeiter, die die Druckbehältereinbauten im Zwei-Schicht-Betrieb zerlegen und verpacken. Zu Betriebszeiten arbeiteten in der Spitze 380 Menschen in dem Kernkraftwerk.

Nach dem von der Bundesregierung 2011 beschlossenen Atomausstieg haben Firmen, die auf den AKW-Abbau spezialisiert sind, Hochkonjunktur. „Wir haben 15, 20 Kernkraftwerke, die zerlegt werden müssen, nur hier in Deutschland“, sagte Oberhäuser. Dabei sei der deutsche Rückbaumarkt „schon etwas sehr Spezielles, weil hier ja fast noch die gleichen Anforderungen gelten wie zu Betriebszeiten“, sagte er. Jeder Schritt benötige ein aufwendiges Genehmigungsverfahren. „Das ist in anderen Ländern ganz anders, da läuft der Rückbau etwas hemdsärmliger.“

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