Browser:Google beerdigt Flash

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Der Chrome-Browser setzt die Werbeindustrie unter Druck: Von 1. September an ist Flash automatisch für viele Inhalte deaktiviert. Der Schritt könnte das Aus für die alte und unsichere Technologie bedeuten.

Von Simon Hurtz, München

Totgesagt haben Flash schon viele, doch das Programm von Adobe lebt im Internet weiter und spielt dort beispielsweise Videos ab. Nun wird ein weiterer Nagel in den Sargdeckel der Flash-Technologie von Adobe eingeschlagen. Doch diesmal könnte es ein entscheidender sein, denn den Hammer schwingt Google. Vom 1. September an werden im Chrome-Browser bestimmte Flash-Inhalte standardmäßig pausiert. Das dürfte insbesondere Werbeanzeigen betreffen, da Google die Kunden des Anzeigensystems Adwords darauf hinweist, Flash-Inhalte auf das modernere Format HTML5 umzustellen. Die Beta- und Entwicklerversionen von Chrome stoppten einen Teil der flashbasierten Anzeigen bereits seit Anfang Juni. Damals schrieb Google, dass man "zentrale Inhalte" wie etwa Videos weiterhin abspielen werde, während unwichtigere Elemente standardmäßig pausiert würden. Jedoch schwieg sich der Blogpost darüber aus, welche Inhalte Google als "zentral" erachtet.

Allerdings verwendet nur ein kleiner Anteil der Chrome-Nutzer diese Vorab-Versionen. Entscheidend dürfte deshalb die jetzt stattfindende Implementierung in die verbreitete Version des Browsers sein. Google erhofft sich eine reduzierte Leistungsaufnahme und verspricht eine deutlich verlängerte Akkulaufzeit. Bislang galt Chrome im Vergleich zu Firefox oder Safari als ausgesprochen akkuzehrend, dieses Problem sollte künftig zumindest teilweise behoben sein.

Nutzer werden auch weiterhin die Möglichkeit haben, alle Flash-Inhalte abzuspielen oder komplett zu deaktivieren, wenn sie dem "intelligenten Pausieren" von Chrome nicht vertrauen. Das geht in den "Erweiterten Einstellungen", wo man unter Datenschutz auf die Schaltfläche Inhaltseinstellungen klicken muss. Im Abschnitt Plug-ins lassen sich dann die drei unterschiedlichen Optionen konfigurieren.

Der Schritt könnte das Aus für die veraltete und höchst unsichere Technik bedeuten

Apple kämpft schon seit Jahren gegen Flash. 2010 wetterte Gründer Steve Jobs in einem offenen Brief: "Wir wollen die Zuverlässigkeit und Sicherheit unserer iPhones, iPods und iPads nicht gefährden, indem wir Flash nutzen." In den folgenden Jahren geriet Adobe immer wieder durch kritische Sicherheitslücken in die Schlagzeilen, durch die Kriminelle Schadsoftware einschleusen konnten. Anfang 2015 stellte Google seine Videoplattform Youtube komplett auf HTML5 um. Im Juni und Juli folgten eine ganze Reihe schwerwiegender Sicherheitslücken, woraufhin etliche Sicherheitsexperten empfahlen, komplett auf Flash zu verzichten. Mittlerweile setzen nur noch wenige Webseiten ausschließlich auf Flash, häufig reicht ein HTML5-fähiger Browser für die Darstellung von Videos und anderen Inhalten. Vergangene Woche kündigte Amazon an, ebenfalls ab 1. September alle Flash-Inhalte in seinem eigenen Werbenetzwerk zu blockieren. Der Schritt von Google könnte das endgültige Aus für die veraltete und unsichere Technologie bedeuten. Chrome ist der weltweit meistgenutzte Browser. Zwar scheinen Sicherheitsrisiken für die Werbetreibenden offensichtlich nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Doch dürften sie spätestens dann umdenken, wenn Hunderte Millionen Nutzer ihre Anzeigen nicht mehr zu Gesicht bekommen.

© SZ vom 01.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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