Süddeutsche Zeitung

Abhörskandal um News Corp.:Murdoch-Konzern will sich bei Briten entschuldigen

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Im Abhörskandal um die Boulevardzeitung "News of the World" setzt James Murdoch, der Sohn des Medienzaren und Europa-Chef der News Corp., auf Schadensbegrenzung: In einer Mitteilung räumt er Fehler ein und kündigt an, sich bei der britischen Nation entschuldigen zu wollen. Zuvor musste Murdoch-Vertraute Rebekah Brooks gehen. Murdoch selbst gibt sich uneinsichtig.

In der Affäre um abgehörte Mobiltelefone will der Murdoch-Konzern die britische Nation um Entschuldigung bitten. James Murdoch, Europa-Chef des Medienkonzerns News Corp., kündigte an, es würden in den Wochenendausgaben aller landesweit erscheinenden Zeitungen Anzeigen geschaltet. "Das Unternehmen hat Fehler gemacht", schrieb der Sohn des Medienmoguls Rupert Murdoch in einer Notiz an die Mitarbeiter von News International.

"Wir werden uns bei der Nation entschuldigen für das, was passiert ist", sagte Murdochs Sohn in London. Zusätzlich würden Briefe an die Anzeigenkunden verschickt, in denen genau dokumentiert sei, welche Schritte zur Lösung der Krise unternommen worden seien. Bei ihrem Auftritt vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss am kommenden Dienstag wollen er und sein Vater Rupert Murdoch aber auch "Dinge geraderücken".

Ganz anders klang zuvor noch Murdoch selbst, der sich in einem Interview mit dem Wall Street Journal zu Wort meldete. Er verteidigte erneut das Vorgehen seines Unternehmens. Der Konzern werde sich von allen negativen Auswirkungen der Vorwürfe erholen, sagte der 80-Jährige der Zeitung, die ebenfalls News Corp. gehört. Berichte, er werde wegen des Skandals alle seine britischen Zeitungen verkaufen, wies Murdoch ebenso zurück wie Kritik daran, wie er und sein Sohn James auf die Krise reagierten. Er ärgere sich über all die negative Presse in jüngster Zeit, erklärte er.

Zuvor hatte News Corp. bekannt gegeben, dass die Chefin des britischen Medienunternehmens News International, Rebekah Brooks, ihren Posten aufgibt. Brooks selbst ließ in einer Mitteilung die Angestellten des Konzerns wissen, dass sie sich dafür verantwortlich fühle, dass Menschen "verletzt" worden seien. Sie habe Murdoch und dessen Sohn James ihren Rücktritt angeboten. Nachdem dies zunächst "Diskussionsgegenstand" gewesen sei, hätten sie diesen nun akzeptiert. Ihr Nachfolger wird nach Unternehmensangaben Tom Mockridge, der vom italienischen Bezahlsender Sky Italia kommt.

Zu News International gehörte auch die inzwischen wegen des Abhörskandals eingestellte Zeitung News of the World sowie die Zeitungen The Sun, The Times und The Sunday Times. Brooks gilt als Vertraute von Rupert Murdoch. Mit ihrem Rücktritt verschwindet eine besonders umstrittene Reizfigur in dem Skandal aus dem öffentlichen Kreuzfeuer. Ob das tatsächlich dazu beitragen kann, die Wogen zu glätten ist aber offen. Denn nun dürfte sich die Angriffe aus Politik und Öffentlichkeit noch stärker auf Murdoch und seinen Sohn James konzentrieren als zuvor.

Die 43-Jährige war zum Zeitpunkt des Abhörskandals Chefredakteurin der News of the World, hat bislang aber bestritten, von den Abhöraktionen gewusst zu haben. Der 80-jährige Medienzar hatte sie in der Affäre stets demonstrativ verteidigt. Am Sonntag etwa zeigten sich Murdoch und Brooks den Fotografen, er legte ihr die Hand auf die Schulter und beide lächelten in die Kameras.

Opfer des britischen Abhörskandals hatten mehrfach gefordert, dass Brooks die Verantwortung für den Skandal übernehmen solle, darunter die Familie der 2002 ermordeten Schülerin Milly Dowler. Mitarbeiter der Zeitung sollen noch während der Suche nach der 13-Jährigen das Mobiltelefon des Mädchens gehackt, einige Mitteilung von der Mailbox gelöscht und damit den Eltern falsche Hoffnungen gemacht haben.

Derweil könnte der Abhörskandal möglicherweise eine neue Dimension bekommen: Inzwischen beschäftigt die Affäre auch Behörden in den USA. Die US-Bundespolizei leitete Ermittlungen gegen das Murdoch-Imperium ein. Auslöser waren Vermutungen, Journalisten der News Corp. hätten versucht, Telefone von Opfern der Terroranschläge vom 11. September anzuzapfen.

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