Briefgeschäft:Großverlage fordern Post heraus

Die Post bekommt offenbar einen neuen Konkurrenten: Springer, Holtzbrinck und WAZ schmieden ein Bündnis, um den Gelben Riesen im Briefgeschäft anzugreifen.

Das Vorhaben, über das das Handelsblatt berichtete, wurde am Freitag von Verlagsseite bestätigt. Von Deutschlands größtem Zeitungsverlag Axel Springer hieß es, ein Einstieg ins Briefgeschäft werde erwogen.

Der WAZ-Konzern sei "in Gespräche eingetreten", sagte Sprecher Peter Klossek in Essen. Angaben über Details machte er nicht. Die WAZ-Mediengruppe hat bereits 2002 den privaten Postdienst WPS gestartet.

Laut Handelsblatt planen Axel Springer, der WAZ-Konzern und die Holtzbrinck-Gruppe eine Allianz fürs Briefgeschäft. Dazu wollten sie sich an der Firma Europost beteiligen, einem Gemeinschaftsunternehmen der niederländischen Post TPG und Hermes-Logistik, der Paket- und Logistiktochter des Versandhändlers Otto.

Für die Post bedeutet dies, dass sie sich im nationalen Briefgeschäft längerfristig auf härtere Konkurrenz einstellen muss. Als dominanter Platzhirsch konnte der frühere Staatsmonopolist alle Versuche, ihm Marktanteile abzunehmen, bisher nur belächeln.

Bundesweite Allianz

Mit den offenbar konkreter werdenden Plänen von Großverlagen, gemeinsam mit anderen Anbietern eine bundesweite Allianz im Briefgeschäft zu bilden, könnte sich die Lage aber ändern.

"Wir brechen nicht in Panik aus", kommentierte ein Post-Sprecher am Freitag in Bonn neue Hinweise auf ein solches breites Konkurrenz- Vorhaben. Kurzfristig dürfte es jedoch kaum zu realisieren sein. Denn noch ist die Post beim lukrativsten Teil der Briefbeförderung weitgehend durch ihr Exklusivrecht geschützt.

Der Blick bei den potenziellen Wettbewerbern wie auch beim "Gelben Riesen" selbst richtet sich aber bereits in die Zukunft. Dann wird es aller Wahrscheinlichkeit nach überhaupt kein Briefmonopol in Deutschland mehr geben. Spätestens Ende 2007 soll damit laut Postgesetz Schluss sein.

Bisher können auch andere Unternehmen schon im Monopol geschützten Briefgeschäft (Sendungen bis 100 Gramm) ihre Dienste anbieten. Hier wird mit Brief- und Infosendungen unter 50 Gramm am meisten verdient.

Doch erforderlich für einen Einstieg ist eine Lizenz der Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post. Diese ist an Auflagen geknüpft, die nur schwer zu erfüllen sind und im Kern darauf hinauslaufen, dass ein Konkurrent nachweislich besser und schneller (etwa Zustellung am gleichen Tag) als die Post sein muss.

Hier hat die Post bislang mit ihrem bundesweit dichten Sammel-, Transport und Zustellnetz eine kaum zu übertreffende Position.

Deshalb hat auch die bisherige teilweise Öffnung des Briefmarktes (zu rund einem Drittel) an ihrer Marktdominanz praktisch nichts geändert. Nach wie vor entfallen auf die Post nach Angaben der Regulierungsbehörde rund 96 Prozent des gesamten Umsatzes von mehr als 10 Milliarden Euro. Mehr als 70 Millionen Briefsendungen befördert die Post jeden Tag.

Löwenanteil

Das Geschäft stagniert zwar und der Gewinn geht Jahr für Jahr leicht zurück. Doch die Briefbeförderung steuert immer noch mit rund zwei Drittel den Löwenanteil zum Milliardengewinn des Bonner Konzerns bei.

Die Post selbst wappnet sich für die ungewisser werdende Zukunft mit der völligen Freigabe des Briefmarkts in Deutschland ab 2008.

Sie betreibt ihrerseits die weltweite Expansion ihrer weiteren Konzernpfeiler Express und Logistik. Außerdem schielt Post-Chef Klaus Zumwinkel auch im Briefsektor nach Übernahmen und Partnerschaften im Ausland, um selbst von der Liberalisierung zu profitieren und in anderen Ländern gegen dortige frühere Staatsmonopolisten anzutreten.

Im Februar war bereits darüber berichtet worden, dass führende Verlage ein Bündnis gegen die Deutsche Post sondierten. Damals war allerdings hauptsächlich vom Vertrieb von Zeitungen und Zeitschriften sowie möglicherweise Katalogen und Behördenpost die Rede.

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